2. Still The Night
3. Dance With The Devil
4. Phoenix Rising
5. Believe
6. Who's Watching You
7. Hell On Wings
8. Twilight Zone
9. Phenomena
Was ist nun "würdig" auf diesen Seiten zu erscheinen? Diese Frage beschäftigt mich immer wieder vor einer Rezi... aber darauf gibt es vermutlich keine endgültige Antwort, so mache ich mich hier also an einen Versuch über die erste Phenomena-Scheibe. Gleich vorweg: Die härteren Töne sind ja oft nicht so mein Ding, das wird wissen, wer meine Rezis verfolgt, allerdings bin ich auch durchaus im Stande dem einen oder anderen Rhapsody-Album etwas abzugewinnen. Dies zur Warnung!
Zur Sache: Das Projekt "Phenomena" wurde federführend von Tom Galley mit seinem Bruder Mel ins Leben gerufen. Während Tom als Produzent in der Szene unterwegs war (ist?), hat sich sein Bruder einen Namen als Gitarrist u.a. bei Trapeze und Whitesnake gemacht. Von Trapeze stammt auch der Sänger Glenn Hughes (auch mal bei Deep Purple gewesen), während der Keyboarder Richard Bailey vorher in einer Band namens "Alaska" gespielt hat. damit ist schon der Kern des Projekts genannt, der auch die meisten Lieder geschrieben hat. Die dem Album zugrundeliegende Story stammt wohl von Tom Galley: Es geht um einen Professor, der ein revolutinäres Computersystem entwickelt und dieses schliesslich mit seiner unehelichen Tochter verbindet. Eine Art Techno-Frankenstein also.... die Songs setzen hier an und beschreiben die Erlebnisse des leiblichen Vaters der Tochter, wie er versucht die Tochter aus den Armen der Maschine zu befreien. Na ja, soweit, so seltsam ;-)
Die Musik lebt mitten im 80er-jahre Hardrock in der Tradition von Whitesnake, Deep Purple, in Ansätzen Asia mit einem Hang zum melodischen. Leider ist die Produktion der CD ziemlich bescheiden, so bleiben viele Feinheiten verdeckt und leider sind auch die durchweg guten Gitarren ziemlich in den Hintergrund gemischt.
Es geht los mit "Kiss Of Fire", gleich einer der stärksten Songs des Albums. Die Stimme von Glenn Hughes singt das Intro, welches dann in einen Rocksong mit pumpendem Bass und breitem Keys-Teppich übergeht. Leider klopft Cozy Powell nur einen sturen straighten Rhythmus, ansonsten ein sehr stimmungsvoller Song. "Still The Night" beginnt ähnlich, täuscht dann kurz mit heftigen Gitarren an um in einen fast schon AOR-mässigen Song mit einem gewissen Asia-Touch umzuschwenken. Auch hier ist das Schlagzeugspiel, diesmal Ted McKenna (ex-Sensational Alex Harvey Band, ex-MSG), ein Schwachpunkt. Dafür singt Glenn Hughes, wie überhaupt auf dem ganzen Album, umso besser! "Dance With The Devil" startet mit einer tollen Violin-Einlage, was dem ganzen doch endlich einen proggigen Touch gibt ;-) Anschliessend folgt ein traditioneller, aber unterhaltsamer Uptempo-Rocksong (immer mal wieder mit Violin-Einlagen..). "Phoenix Rising" ist eine schöne Ballade und einer der Highlight des Albums (man beachte v.a. den Gesang von Glenn Hughes!). Mit "Believe" wird's dann wieder gewöhnlicher, wenn auch die Gitarre hier einen schönen, treibenden Part hat, überhaupt kann der eher unbekannte John Thomas (ex-Budgie, kennt die jemand?) durchaus überzeugen. Der Refrain drifted dann wieder in seichtere Gefilde ab (eher schwächere Asia...). "Who's Watching You" ist dann nochmal richtig gut: Ein straighter Rocker mit knackigen Gitarren und einem schönen Mitsing-Refrain. Das wäre bestimmt ein toller Live-Kracher... "Hell On Wings" beginnt mit einem Drum-Gewitter von Cozy Powell (bevor er leider wieder in diesen drum-Computerartigen Rhythmus verfällt), gefolgt von flotten Gitarren, die hier fast irgendwie zweistimmig klingen, wohl mehrere Spuren übereinander aufgenommen? In "Twilight Zone" gibt's dann echte zweistimmige Gitarren, sehr schön. Glenn Hughes gibt vokalmässig nochmal alles, insgesamt ist dieser Song aber auch eher ein bisschen belanglos. Leider ist anscheinend an diesem Punkt das Pulver schon verschossen. Zum Abschluss ("Phenomena") darf sich dann Keyboarder Bailey unterstützt von einem Chor mal so richtig austoben. Heraus kommt eine nicht uninteressante Melange aus Mönchsgesängen mit einem Rhapsody-Touch (nur eben ohne Gitarren).
Fazit: Eigentlich ein traditionelles HardRock-Album, allerdings mit einem überdurchschnittlichen Gesang und Songs, die wohl wegen der Umsetzung der Story, wie aus einem Guss und stimmig wirken. Leider kann das Niveau nicht immer durchgängig hoch gehalten, ansonsten ein guter Versuch, der Vergleich z.B. mit Queensryche "Operation Mindcrime" oder auch Ayreon "Into The Electric Castle" nicht scheuen braucht.
Bemerkung: Die CD ist leider sehr lieblos aufgemacht, so enthält das Booklet weder Informationen über die Story, noch über die beteiligten Musiker. Umso ärgerlicher, weil der Original-LP ein 12-seitiges Booklet mit ausführlicher Erzählung, den Songtexten, den Musikern und mehr oder weniger schönen Bildern zu den einzelnen Songs, beilag. Ach ja: Und die Gesamt-Laufzeit von etwas mehr als 38 Minuten ist in heutiger Zeit auch irgendwie ein Anachronismus. (BABYBLAUE SEITEN 9 / 15)


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