1. Dangerzone
2. Stealing Away
3. Red Skies
4. I'll Be Round
5. Test Of Time
6. Life On The Run
7. Turn Out The Lights
8. Losing My Grip
9. Young Idea
Als SAMSON gegen Ende des Jahres 1982 ihr "Before The Storm" veröffentlichten, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Das Jahr hatte bis dato HEAVY METAL-Kracher wie "The Number Of The Beast" (IRON MAIDEN) oder "Screaming For Vengeance" (JUDAS PRIEST) hervorgebracht, gegen die "Before..." eher wie ein laues Lüftchen zu klingen schien. Der erste Eindruck sollte täuschen, das Album entwickelte letztendlich eine Langzeitwirkung, die mich dazu veranlasste den vierten Longplayer der Briten in den Spätneunzigern noch einmal in einer mit zusätzlichem Bonus-Material aufgemotzten Version zu kaufen.
Während des Punk-Booms 1977 gegründet, erspielten sich die Londoner zwar einen Ruf als gute Liveband, erste auf Indie-Labeln veröffentlichte Singles (Mr. Rock'n'Roll - 1977, Telephone - 1978) hinterließen außerhalb der wachsenden Fanszene allerdings kaum Spuren. Zudem hatte man schon früh mit personellen Wechseln zu kämpfen, was sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bandhistorie ziehen sollte. SAMSON verloren u.a. schon nach der zweiten Single ihren Drummer Clive Burr an IRON MAIDEN, dem 1981 auch Sänger Bruce Dickinson folgte. Der bei SAMSON noch unter dem Namen "Bruce Bruce" agierende Shouter sollte den ersten Frontmann der "Eisernen Jungfrauen", Paul Di'Anno, ablösen und auf "Number Of The Beast" seinen fulminanten Einstand geben.
Zur Zeit des Debütalbums "Survivors" (1979) war Bandleader Paul Samson (Gitarre) auch noch für den Gesang verantwortlich. Man trat häufig als Support für GILLAN auf und aus der sich daraus entwickelnden Freundschaft entwickelte sich auch Hilfe von deren Basser John McCoy und Keyboarder Colin Town als Produzenten und Gastmusiker. Heraus kam dabei keine typische Heavy Metal-LP, sondern ein Hardrock-Album mit deutlichen Wurzeln im Blues und einigen Experimenten wie rückwärts laufende Bandspuren. Keyboards und Mundharmonika sorgten zusätzlich dafür, dass man weit von einem reinen Gitarrensound blieb.
Die Kritiken fielen durchweg positiv aus und man beschloss einen hauptamtlichen Sänger anzuheuern. Diesen fand man in Bruce Bruce und spielte mit ihm den Longplayer "Head On" (1980) ein, der durch seinen Powersound erheblich besser in das Lager der aufstrebenden NWOBHM (New Wave Of British Heavy Metal) passte. Wieder einmal kreuzten sich die Wege von SAMSON und IRON MAIDEN. Paul Samson schrieb gemeinsam mit MAIDENs Bassist Steve Harris das auf "Head On" vertretene Instrumental Thunderburst, das später noch einmal unter dem Titel The Ides Of March als Intro für das zweite Album der "Eisernen", "Killers" (1981), verwendet wurde.
Mit "Shock Tactics" (1981) konnte man sich härtetechnisch erneut steigern und besaß mit der daraus ausgekoppelten Single Riding With The Angels einen potentiellen Hit. Zwar handelte es sich "nur" um die Coverversion einer Russ Ballard-Nummer, diese jedoch schien aufgrund der Energieleistung ihres Shouters Bruce Bruce und der fulminanten Gitarre Paul Samsons regelrecht zu explodieren. Weitere der bandeigenen Feder entsprungene Tracks wie Earth Mother oder Nice Girl knüpften powermäßig nahtlos an und nach einem mit großen Erfolg bestrittenem Gig auf dem alljährlichen englischen Reading-Festival schien die Karrieretür weit offen zu stehen.
Nachdem IRON MAIDEN während ihrer "Killers"-Welttour zunehmend Probleme mit Sänger Paul Di'Anno bekamen und diesen schließlich durch Bruce Bruce alias Bruce Dickinson ersetzten, standen SAMSON plötzlich ohne ihren markanten Shouter da. Kurz vorher hatte man bereits den leicht spinnerten Drummer Thunderstick, der zumeist mit einer Sturmhaube umherrannte und zum Markenzeichen der frühen SAMSON wurde, durch den farbigen Funk-Drummer Mel Gaynor ersetzt. Der trommelte zuvor auch noch in einer Jazzband und hielt es nicht lange in der Band des Gitarristen sowie Namensgeber Paul Samson und seinem Kumpel und Gründungsmitglied Chris Aylmer (Bass) aus.
Quasi bedeutete das einen völligen Neuanfang. Ohne "Maskottchen" und markante Stimme warf man auch gleich die Metal-Attitüde über Bord. Der Zug fuhr wieder mehr in Richtung Hardrock, der eine ordentliche Portion Blues beinhalten sollte. Der Drummer Pete Jupp stieß zu den beiden restlichen Mitgliedern und kurz darauf nahm der schwergewichtige Nicky Moore den Platz am Mikro ein. Optisch präsentierte sich dieser nicht gerade als typischer Hard'n'Heavy-Sänger, seine enorme Stimmkraft und eine oftmals gefühlvolle Gesangsleistung überzeugten allerdings schnell viele Zweifler.
Durch den Keyboarder der KINKS, Ian Gibbons, zusätzlich verstärkt, begab man sich während der Monate August/September 1982 ins Londoner "Music Works" Studio um das neue Album "Before The Storm" einzuspielen. Doch statt erneut eine "Haudrauf"-LP zu produzieren, sollte es eine Scheibe fernab vom seinerzeit angesagten AC/DC-Sound oder NWOBHM-Einflüssen werden. Die Rückbesinnung auf bluesigen Hardrock der zurückliegenden Siebziger kreideten einige Kritiker der Band als Stagnation an, während man im Nachhinein eher von einem ziemlich unterschätzten und -bewerteten Hammeralbum reden muss.
Bereits der Opener Dangerzone zeigte die neue Marschrichtung überdeutlich ein. Nach dem Synthesizer-Intro durch ihren Produzenten und Engineer Jo Julian setzte ein ungemein schweres Riff ein um zwar "nur" mittelschnell, dafür allerdings "heavy as shit" alle Einwände niederzuwalzen. Moore verfügte sicher nicht über die "Sirene" eines Bruce Dickinson, die heisere und warme Stimme verlieh dem Song allerdings ein Leben wie es ihm sein Vorgänger niemals hätte einhauchen können.
Beim nachfolgenden Stealing Away wurde das Gaspedal weiter nach unten durchgetreten. Der pumpende Bass und dynamische Drums bereiteten das Feld für Paul Samsons Spiel auf der Gitarre. Während der sich absolut songdienlich austobte zeigte Moore auch bei einigen "miles per hour" mehr "speed" keine Schwächen.
Red Skies hatten Thunderstick und Dickinson zwar noch mitgeschrieben, doch die Interpretation durch den neuen Sänger ließ keinen Zweifel daran, dass er dieses melodische Stück mit seinem druckvollen wunderschönen Refrain geradezu in sich aufgesogen hatte. Noch zu Zeiten von "Shock Tactics" wäre ein solcher Track undenkbar gewesen, das enge Korsett des Heavy Metal machte es unmöglich.
Das wiederum von der neuen Besetzung verfasste I'll Be Round rockte abermals heftiger, besaß allerdings erneut einen recht melodischen Chorus und verband Härte und Melodik vorzüglich, wobei Nicky Moores Stimme ständig exzellent zwischen den beiden Extremen wanderte.
Ein wenig mehr "Metal" dann der letzte Song auf der ersten Albumseite, Test Of Time. Hier kam Mr. Samson nicht mehr mit einer Gitarrenspur aus, das entfachte Feuerwerk bewies, dass die Band immer noch "Headbanger"-Tauglichkeit besaß. Ein wenig an SAXON während ihrer Zeit 1980 ("Wheels Of Steel", "Strong Arm Of The Law") erinnernd, in Sachen Melodik jedoch niemals vergesslich werdend.
Seite zwo hatte zu ihrem Beginn mit Life On The Run zwar einen erneut ausgefeilten Track mit viel Melodie und mächtiger Gitarre zu bieten und bot Anlass zu Vergleichen mit einem Album wie "No Place To Run" (UFO, 1980; das Album nach der ersten Demission Michael Schenkers), die vergleichsweise geteilte Mittelmäßigkeit bot allerdings auch den ersten durchschnittlichen Albumtrack mit wenig aufregenden Bass und Drums.
Turn Out The Lights ließ die Mienen jedoch heller werden. Ein Boogie-ähnlicher Rhythmus sorgte für Stimmung und Moore sang hier ebenfalls wieder inspirierter. Die "neuen" SAMSON zeigten sich auch in Gefilden die FOGHAT Jahre zuvor erfolgreich beackert hatten erstaunlich sicher. Den gelungenen Wechsel vom Heavy Metal zum harten Rock ('n'Roll und Blues) verdeutlichte der Song zutiefst.
Ein Drittel der Songs zu "Before The Storm" hatte noch das Quartett Samson/Thunderstick/Aylmer/Bruce kompositorisch gestemmt, so auch den letzten Song der Trilogie, Losing My Grip. Ein heftiger Midtemporocker, eingeleitet durch ein mächtiges Riff, welches aber auch das einzige Highlight blieb. "Nananana...", der Refrain ließ doch arg zu wünschen übrig und vermasselte (beinahe) einen ansonsten gar nicht mal so üblen Track.
Der Abschlusssong Young Idea konnte getrost als ein, wenn nicht gar der absolute Höhepunkt des Album bezeichnet werden. Die Halbballade zeigte auf, zu welch glänzendem Songwriting die "neuen" SAMSON in der Lage waren. Über zwanzig Jahre später lässt sich wahrscheinlich von einem verkannten Klassiker reden, der Vergleiche mit so manch längerem Song kommerziell erfolgreicherer Acts (LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, IRON MAIDEN) nicht zu scheuen braucht. (HOOKED ON MUSIC)
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