Kurz vor der Jahrtausenden positionierten sich SACRED OUTCRY an der Startlinie eines unvorhergesehenen Marathonlaufs. Die Griechen haben einen Olympia-reif langen Atem bewiesen, denn so wie traditioneller Heavy Metal während der letzten zwei Dekaden populärer geworden ist, so "underground" bleibt die Band, ohne dass es sie im Geringsten stören würde.
Ihre Randstellung hält sie wohlgemerkt nicht umsonst inne: Sie war mit ihrem nie fertiggestellten 2001er Einstand "Damned For All Time" zu spät zur Stelle, um mit elegant melodischer Ausrichtung und altertümlicher Ästhetik noch auf der kurzzeitigen Italo-Metal-Welle mitzuschwimmen, die während ihrer Gründungszeit über Europa rollte; vermutlich deshalb wurde das Material auch nie auf veröffentlichungswertem Niveau aufgenommen … bis kürzlich.
Und das Ganze hat sich gelohnt, denn "Damned For All Time" ist der Inbegriff von Epic Metal im Fahrwasser von Candlemass (Beast-In-Black-Frontmann Yannis Papadopoulos, der hier singt, klingt wie Robert Lowe, die einstweilige Stimme der Schweden) und Warlord (der Keyboard-Einsatz und -Sound …). SACRED OUTCRY haben einige mitreißende Kompositionen zusammengestellt, die im Besonderen von ihren Refrains leben.
Wäre das Material stimmungstechnisch weniger melancholisch als freudig und stärker Tempo-orientiert, würde auch keine "Tralala"-Euro-Speed-Kapelle vom Schlage Helloweens zu Michael Kiskes Zeiten Nein dazu sagen. Neben dem Opener 'Legion of the Fallen' empfiehlt sich das halb balladeske, halb schwungvoll gen Schlachtfeld zockelnde 'Where Ancient Gods Are Still Hailed' als Anspieltipp.
Die Mitglieder spielten die Songs zwischen 2015 und 2018 ein, wobei sie mit synthetischen Orchester-Passagen unterlegt wurden, die tatsächlich, wie SACRED OUTCRY selbst behaupten, speziell in Hinblick auf die Chor-Synths ein wenig an Basil Poledouris Soundtracks ("Conan" u.a.) denken lassen.
Wer die kompositorischen Fähigkeiten der Hellenen in Zweifel zieht, weil griechischer True Metal ja oft von Fanboys gespielt wird, die eher nach Tribut-Kapellen klingen, sollte sich das viertelstündige Titelstück zu Gemüte führen, das zum Besten auf diesem Feld gehört, was 2020 veröffentlicht wird.
FAZIT: "Damned For All Time" ist ein Epic-Metal-Pflichtkauf, nichts mehr und nichts weniger. (MUSIKREVIEWS 13 / 15)
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