1. Epitaph
Ihre dystopische 2017er Konzeptplatte "Contingent" wirkt dieser Tage inhaltlich erschreckend zeitgemäß, und dass PYRAMAZE in einem krisenschweren Jahr mit dem Nachfolger auf den Plan treten, scheint ein schicksalhafter Zufall zu sein. Unabhängig davon ist "Epitaph" auf mehreren Ebenen ein Musterbeispiel für Konsolidierung.
Schließlich handelt es sich bei der sechsten Platte der Gruppe um ihre dritte Studioproduktion in der gleichen Besetzung, und das hört man ihr überdeutlich an. Das unbeugsame Kerntrio um Keyboarder Jonah W., Gitarrist Toke Skjønnemand und Schlagzeuger Morten Gade Sørensen erfüllt seine Pflicht mit typisch pompösem Stoff wie 'Indestructible' oder dem federleichten, elektronisch verbrämten 'Steal My Crown', wohingegen sich das total beliebige 'Knights In Shining Armour' im Grunde mit dem noch seichteren 'Bird Of Prey' austauschen lässt.
Dem coolen Schleicher 'Final Hour' und dem hymnischen Opener 'A Stroke Of Magic' steht dann der getragene Schwulst 'World Foregone' mit Keyboard-Harfe gegenüber, als ob die Band bewusst ein Spiel aus Licht und Schatten inszenieren wollte.Im rockigen 'Transcendence' nimmt Gastsängerin Brittney Slayes von Unleash the Archers wider Erwarten nur eine marginale Rolle ein; 'The Time Traveller' hingegen, wo sich die beiden ehemaligen Frontleute Matt Barlow und Lance King aus Amerika die Ehre geben, steht nicht umsonst am Ende der Tracklist.
In diesem zwölfminütigen Track lassen PYRAMAZE sozusagen ihre gesamte Karriere Revue passieren, denn er enthält in Form orchestraler Arrangements einer- und feister Stakkato-Riffs andererseits die wesentlichen Eckpunkte des Stils der Gruppe, während sich ihr jetziger Sänger Terje Harøy zu keiner Zeit den Rang ablaufen lässt. Warum man sich bis zu diesem Finale gedulden muss, um gleich mehrere geile Doubleblass-Parts und Synthesizer-Solos zu hören, wissen unterdessen nur die Schöpfer selbst.
FAZIT: "Epitaph" ist ein gutes, zeitgemäßes Melodic-Metal-Album, bloß dass PYRAMAZE damit ein bisschen zu offensichtlich auf Nummer sicher gehen. Mindestens die Hälfte ihrer aktuellen Kompositionen wirken stromlinienförmig, und das ist für eine bislang charakterstarke Combo wie sie eigentlich traurig. (MUSI REVIEWS 10 / 15)
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