1. The Dreamer
POSSESSED STEEL machten bisher (nicht nur) im kanadischen Untergrund mit den zwei hörenswerten EPs „Possessed Steel“(2014) und „Order Of The Moon“(2017) von sich reden. Wer Songs wie „Valhalla“ oder „Metal Giants“ anhört, braucht nicht lange blöd nach dem Grund zu fragen, warum der kundige Traditionsmetaller dem ersten vollen Album der Band bereits entgegenfiebert.
„Spellblade“, der von Intro und Zwischenspiel umrahmte Eröffnungssong, war bereits vorab zu hören und zur Lyric Video-Single auserkoren. Ohrwurm-Melodien, erdige Härte und atmosphärisches Storytelling verdichten sich zu einem Epic Metal-Hit, der POSSESSED STEEL von ihrer besten Seite zeigt.
Man merkt: Diese junge Band hat keine Lust, ewiger Student der Genre-Vorreiter zu sein, sondern hat bereits selbstbewusst eine eigene Theorie von der reinen Lehre entwickelt.
In „Keeper Of The Woods” und “Frost Lich” muss der Held des Konzeptalbums durch dunkle Gefilde. Hier wird die Härteschraube nach oben gedreht, schließlich muss Aedris das eine oder andere Monster erlegen, welches keifend manche Strophe bestreitet. POSSESSED STEEL integrieren das alles wunderbar in ihren individuellen Stil des Epic Metal, zeigen dass sie nicht nur eine Art von Song schreiben können.
„Assault Of The Twilight Keeps” hält das Niveau hoch und treibt die Handlung des Konzepts voran, fällt aber als auf sich gestellter Song (zumindest bei den ersten Durchgängen) trotz gelungenem Chorus etwas unter den Tisch.
Auch das balladeske Zwischenspiel „Free At Last“ zeigt seinen Wert vor allem im Kontext des ganzen Albums. Überhaupt ist „Aedris“ vor allem für anständige Hörer gedacht, die ein Album noch von vorne bis hinten bewusst genießen können. Der moderne ständig switchende und ständig abgelenkte Streamingdienst-Junkie wird deshalb mit Teilen dieses Albums überfordert sein.
Mit „Bogs Of Agathorn“, „Skeleton King“ und „Nobunaga“ bündelt man deshalb noch einmal alle bisher zur Schau gestellten Stärken zu einer wuchtigen Epic Metal-Rute von unwiderstehlicher Güte, um aufmerksamkeitsschwachen Hörern liebevoll aber konsequent dieses kulturelle Aids mit handgemachten Gassenhauern auszutreiben. Die songschreiberischen Muskeln der Band strotzen bei diesem pädagogischen Zuschlagen auf beeindruckende Weise.
Fazit: POSSESSED STEEL gelingt es mit „Aedris“ auf Anhieb, sich in die vordere Reihe der jungen Wilden des Traditionsstahls zu setzen. Was sich auf den EPs ankündigte, hat sich somit mehr als nur erfüllt. „Aedris“ ist eine liebevolle Gnackwatschn für alle die glauben, dass seit 1989 bereits alles im Heavy Metal gesagt wurde. (METAL UNDERGROUND 4,5 / 5)
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