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Witchfynde - Stagefright



Release Info: 1980 -Bellaphon  - Full Length
Band Info: England - 1975 - Heavy Metal
Bewertung: 7,5  


Songs:

1. Stagefright
2. Doing The Right Thing
3. Would Not Be Seen Dead In Heaven
4. Wake Up Screaming
5. Big Deal
6. Moon Magic
7. In The Stars
8. Trick Or Treat
9. Madeline

In meiner aktuellen Witchfynde-Begeisterung stehen wir nun vor dem zweiten Album der NWOBHM-Größen (ebenfalls von 1980, dem Jahr des Coolness), das nur sechs Monate nach ihrem geheimnisvollen und rauen, aber unweigerlich melodischen Debüt erschien und sich für immer in mein empfängliches, manchmal etwas schelmisch wirkendes Gedächtnis eingebrannt hat. Das neun Songs umfassende Album „Stagefright“ ist zwar nicht so heavy wie „Give 'Em Hell“ und wirkt etwas unausgewogen, da Seite A weder die Ankunft Christi verkündet noch mit geschnittenem Brot für Furore sorgt, aber Seite B hat es mir wirklich angetan. Zum Glück verfällt das lange, rockige Quartett nicht in allzu leichte und experimentelle Eskapaden à la Demon, sondern kehrt zu einer düster-beschwingten Form des 70er-Jahre-Rock zurück, ganz im Stil von Blue Öyster Cult und Thin Lizzy. Die Produktion ist ebenfalls voller und lässt Bass und Schlagzeug neben Montalos kristallklarem, unkonventionellem Gitarrenspiel pulsieren und wirbeln. Frontmann Steve Bridges hat seinen charakteristischen, leicht nasalen Gesangsstil noch immer.

Wer G'EH mag, wird Stagefright wahrscheinlich auch mögen. Wie bereits erwähnt, erwartet Thin-Lizzy-Fans mit „Would Not Be Seen Dead In Heaven“ ein seltener kommerzieller Song von Witchfynde, der deutlich mehr Biss hat als das eher sanfte „Doing The Right Thing“. Der selbstbetitelte Opener ist mit seiner schleppenden, an Witchfinder General erinnernden Kadenz richtig gut. Montalo beweist einmal mehr sein flüssiges, melodisches Können, besonders in seinen fröhlich-festlichen Soli. Traction legt dann mit dem knackigen Kracher „Wake Up Screaming“ los … hoffentlich nicht tot. Seltsamerweise ist Steve Bridges' Timbre durchgehend deutlich tiefer. Okay, Seite B ist (größtenteils) klasse, aber der letzte Song, „Big Deal“, ist eher enttäuschend; na ja, wir verzeihen diesen alten Troubadouren, dass sie ihr ansonsten kraftvolles Gebräu mit einem Schuss Yakmilch verwässert haben – immerhin besser als Molchsaft. Nach diesem kleinen Flop ragt das herrlich melodische „Moon Magic“ am Horizont empor. Wow! Ich kann mich an diesem wundervollen Juwel und seinem inspirierenden und lehrreichen Gitarrenspiel (in d-Moll, wenn mich meine Ohren nicht täuschen) gar nicht sattsehen.

Danach präsentiert sich „In The Stars“ als klassischer New-Wave-Song des britischen Heavy Metal, komplett mit wippendem Bass, treibenden Drums und dem üblichen Gesang, der dieses Genre mit seiner lebensbejahenden Art mitprägt. So sehr ich „Moon Magic“ auch mag, das absolute Highlight ist „Trick Or Treat“. Haltet euch fest! 
Die Band harmoniert hier perfekt. Die laute, dominante Basslinie im Stil von Witchfinder General erinnert an „Friends Of Hell“ von 1983, ein Album, auf das man sich immer wieder beziehen wird. Die stetig aufgebaute Harmonie erreicht ihren Höhepunkt in Montalos verspieltem Solo, während die kryptischen Texte einen wahnsinnigen, umherstreifenden Irren andeuten und damit Iron Maidens Zustimmung finden. Leider verlangt dieses unheimliche Stück fein komponierter Gitarrenklänge ein letztes Tränchen, wenn der Closer „Madeline“ mit seinem allzu müden Haupt erscheint. (Die Hexe braut heimlich Valium.) Akzeptieren wir es einfach, wie es ist: eine nostalgische Ballade, wie geschaffen für längst vergangene sentimentale Zeiten. Heute hatte ich so ein brennendes Verlangen, eine zeitnahe Rezension für Stagefright zu schreiben, dass ich jetzt, fast neun Uhr morgens, immer noch im Schlafanzug sitze. Glaubt mir: Witchfyndes zweites Album ist, obwohl etwas „sanft“, fast so mitreißend wie „Give 'Em Hell“. Erwähnenswert ist auch, dass ihr drittes Album aus dem Jahr 1983 ein weiterer Kracher ist, den wir uns irgendwann einmal anhören werden. (METAL ARCHIVES)


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