VIVAs Debütalbum „ Born To Rock“ blieb bei seiner Veröffentlichung 1980 hinter den Erwartungen zurück. Es fehlte ihm an überzeugenden Elementen, um Aufmerksamkeit zu erregen. In der Folge verließen Sänger Frank Algermissen, Gitarrist Kai Reuter und Schlagzeuger Shaban Yavaz die Band, was die Zukunft der deutschen Gruppe gefährdete.
Doch ein Ereignis sollte alles verändern und VIVA Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben: Barbara Schenker lernte in London den Schweizer Sänger Marc Paganini kennen. Von da an wurde die Besetzung von VIVA neu zusammengestellt, denn neben Marc Paganini stießen Gitarrist Ralph Murthy und Schlagzeuger Martin Pietschak zur Band und ersetzten die ausgeschiedenen Musiker. Weitere gute Nachrichten für VIVA: Das Label CBS nahm sie unter Vertrag, was Barbara Schenkers Band zu größerer Bekanntheit verhalf. Frisch gestärkt und voller Tatendrang nahm die deutsche Gruppe ihr zweites Studioalbum auf, das 1981 unter dem Titel * What The Hell Is Going On! * erschien.
Und so präsentiert sich VIVA 1981 wie verwandelt. Schon beim ersten Hören des Openers „The Bitch“ scheint die Band entfesselt, denn dieser Heavy-Rock-Kracher hat es in sich: Die Gitarrenriffs sind atemberaubend (und das Solo ist, wie erwartet, fulminant), der Gesang kraftvoll und die Rhythmusgruppe groovt. Doch die deutsche Band legt noch einen drauf: Das mitreißende „Little Rock Tonight“ riecht schon von Weitem nach Kerosin und präsentiert einen besonders wütenden Marc Paganini. Der Song besticht durch seine kraftvollen und zugleich gequälten Facetten, die durch die Keyboard-Klänge eine düstere Atmosphäre schaffen, die garantiert Eindruck hinterlässt. Düster, VIVA präsentiert sich auch auf dem Midtempo-Song „What the Hell Is Going On“, der mit einem langsamen, an BLACK SABBATH erinnernden Tempo beginnt, dann aber an Fahrt aufnimmt und sich zu einem explosiven, direkten und mitreißenden Finale steigert. Dies könnte ein unterschätzter Heavy-Metal-Klassiker sein, der es verdient, wiederentdeckt zu werden. Die eingängige Seite der Band, die bereits auf dem Vorgängeralbum spürbar war, zeigt sich hier erneut, jedoch überzeugender und persönlicher. Das beweist „What Next“, ein mitreißender, beschwingter und berauschender Song mit einem sofort einprägsamen Refrain, der das Zeug zum Klassiker und kleinen Hit seiner Zeit hatte. Auch das Hard/Heavy-Stück „Give It To Me“ überzeugt mit einer originellen Note, kraftvollen Strophen und einem langsameren, melodischeren Refrain, der angesichts seines leicht düsteren Charakters unerwartet ist. Darüber hinaus wagt VIVA gewisse Dinge, wie zum Beispiel beim Midtempo-Song „Break Out“, der ein wenig an das erinnert, was MEGADETH zwischen 1992 und 1994 gemacht haben (manche mögen übrigens Ähnlichkeiten zwischen der Stimme von Marc Paganini und der von Dave Mustaine feststellen), mit einem Gitarrensolo, das es wirklich in sich hat (man könnte mit viel Fantasie einwenden, dass der Schlagzeugsound etwas zu hallig ist), und insbesondere bei „White Snow“, einem Hard-Rock-Track mit starken New-Wave-Einflüssen, dessen Keyboard-Klänge eine unheimliche Atmosphäre erzeugen, die im Kontrast zu den verspielteren Gitarren steht, die an Proto-RATT erinnern, und der beweist, dass es möglich war, Hard Rock und New Wave zu kombinieren, zumal es in diesem speziellen Fall effektiv funktioniert. Die Powerballade „Screaming For Your Love“ stellt eine radikale Abkehr von derjenigen des Vorgängeralbums („City Of Love“, zur Erinnerung): Sie ist zwar genauso melancholisch, aber ihre Arrangements sind raffinierter, der Refrain ist kraftvoller, ergreifender und der emotionale Gehalt viel stärker, was sie zu einem überragenden Erfolg und sogar zu einer der am meisten unterschätzten Powerballaden der 80er Jahre macht.
Zu sagen, dass „What The Hell Is Going On!“ sich stark vom Vorgänger unterscheidet , wäre eine Untertreibung . Es ist deutlich inspirierter, druckvoller, und VIVA hatte sichtlich den brennenden Wunsch, die Halle zum Beben zu bringen. Die deutsche Band präsentiert sich selbstbewusster und klingt hungriger denn je. Darüber hinaus werden die Keyboard-Klänge auf diesem Album effektvoll eingesetzt, verleihen den Stücken eine einzigartige Atmosphäre und bereichern sie dadurch ungemein. Meiner Meinung nach zählt dieses zweite Album zu den besten Hard/Heavy-Alben des Jahres 1981. (HARDROCK80FR)


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