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Deep Purple - Stormbringer



Release Info: 1974 - EMI - Full Length
Band Info: England - 1968 - Hard Rock
Bewertung: 8


Songs:

1. Stormbringer
2. Love Don't Mean A Thing
3. Holy Man
4. Hold On
5. Lady Double Dealer
6. You Can't Do It Right
7. High Ball Shooter
8. The Gypsy
9. Soldier Of Fortune

Die 70er, das Rockjahrzehnt schlechthin, waren selbst für weltweit erfolgreiche Protagonisten dieses Genres eine harte Zeit. Damals war es nämlich absolut normal und wurde wie selbstverständlich erwartet, dass jedes Jahr eine neue LP aufgenommen wurde. Und zwischendurch absolvierte man quasi pausenlos endlose Tourneen rund um die Welt. Nur absolute Supergruppen wie Pink Floyd, Yes oder Led Zeppelin erlaubten es sich empörender Weise, gelegentlich mal ein Jahr Plattenpause einzulegen, ohne befürchten zu müssen, gleich in Vergessenheit zu geraten. Ja, so war das damals!

Ebenso selten geschah es allerdings, dass man in einem Kalenderjahr gleich zwei neue Studioalben auf den Markt brachte. Uriah Heep hatten dies 1972 in der kreativsten und produktivsten Phase ihrer Karriere mit den Werken DEMONS & WIZARDS und THE MAGICIAN'S BIRTHDAY getan. Und 1974 taten es ihnen ihre noch erfolgreicheren Konkurrenten Deep Purple überraschenderweise gleich.

Leadsänger David Coverdale und Bassist/Sänger Glenn Hughes hatten die im Sommer 1973 ausgeschiedenen Ian Gillan und Roger Glover relativ nahtlos ersetzt und neue Kräfte bei der damals schon alt gedienten Hardrockband freigesetzt. Das im Februar 1974 erschienene Album BURN war nicht nur ein künstlerischer, sondern auch ein geschäftlicher Erfolg geworden, was durch hohe Chartplatzierungen (Platz 1 in Deutschland, Platz 3 in England, Platz 14 in den USA) eindrucksvoll belegt wurde.

Nur ganze neun Monate später stand dann ohne große Ankündigung und daher ziemlich überraschend bereits die nächste Studio-LP in den Läden: STORMBRINGER. Dieses Timing war wirklich nicht besonders gelungen, aber wahrscheinlich wollte man das Weihnachtsgeschäft noch schnell mitnehmen.

Und wer aufgrund des martialischen Namens eine donnernde Hardrockplatte erwartet hatte, sah sich einigermaßen getäuscht. Neben typischen Purple-Nummern wie dem grandiosen Auftaktsong "Stormbringer", "Lady Double Dealer" und "High Ball Shooter" regierte hier nämlich eine lockere, oftmals geradezu amerikanisch anmutende Atmosphäre, deren Hauptprotagonist in Glenn Hughes auszumachen war, dessen wachsender Einfluss auf den Sound der Band sich in Nummern wie "Love Don't Mean a Thing", "Hold On" und "You Can't Do It Right" manifestierte, die auch von Stevie Wonder hätten eingespielt und eingesungen worden sein können.

Keyboarder Jon Lord schien bei dieser Weiterentwicklung durchaus freudig mitzutun, während Chefdramatiker Ritchie Blackmore das Ganze geradezu hasste. Seine Abneigung gegen Glenn Hughes ging so weit, dass er ihm zum Beispiel vor einem Konzert androhte: 'Wenn du es auch nur einmal wagen solltest, meine Hälfte der Bühne zu betreten, zieh' ich dir meine Gitarre über den Schädel'.

Das Ergebnis dieses bandinternen Prozesses ist längst Geschichte: Blackmore verließ Deep Purple ein paar Monate nach Veröffentlichung von STORMBRINGER, um danach mit seiner neuen Band Rainbow weiterhin klassischen Hardrock zu produzieren, während sich Deep Purple auf ihrem 75er-Album COME TASTE THE BAND noch erheblich weiter in Richtung Funk, Soul und sogar Jazzrock bewegen sollten; wie man weiß, mit kommerziell vernichtendem Ergebnis und der darauf folgenden Auflösung der Band.

Doch zurück zu STORMBRINGER. Die schönsten Songs dieses oftmals zu Unrecht geschmähten Albums wurden trotz aller Konflikte ganz entscheidend von Ritchie Blackmore mitgeprägt: "Holy Man", "The Gypsy" und "Soldier of Fortune" enthielten wunderbare Beiträge des Saitenzauberers. Niemals zuvor hatte er in kurzen, einfach klingenden Soli derart melancholische Töne verbreitet, in denen sich die ganze Trauer über den nahenden Abschied von seiner Band, von seinem Projekt Deep Purple widerspiegelte. Hinhören lohnt sich!

Die abschließende, von ihm und Coverdale geschriebene Ballade "Soldier of Fortune" ist einer jener Klassiker, die man immer wieder seufzend vor Wonne aus den Boxen perlen hört, ohne jemals genug davon zu bekommen.

Ich mag dieses Album. Ich mag es sogar sehr, denn es ist abwechslungsreich, kreativ und von wahrer Könnerschaft aller daran Beteiligten geprägt. STORMBRINGER hat den Test der Zeit meiner Meinung nach besser bestanden als zum Beispiel DEEP PURPLE IN ROCK und ist eine zeitlose Produktion im besten Sinne des Wortes. Aber wie erwähnt: Ein 'Sturmbringer' im Sinne eines durchgehend fetzenden Hardrockalbums ist es nicht! (AMAZON)


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