1. Chi No Odori
Kürzlich, so meine ich, habe ich noch gelesen, WHISPERED hätten endlich einen europaweit geltenden Plattendeal eingeheimst, der sie nun auch über die Grenzen von Finnland hinaus bekannt machen würde, aber der Freude war es wohl zu früh. Tatsächlich befinden sich die aus Riihimäki/Tampere abstammenden Fernost-Fanatiker nachwievor unter dem Banner von Redhouse FMP, wobei diese für "Metsutan - Songs Of The Void" immerhin eine etwas größere Promotionkampagne als noch für "Shogunate Macabre" aus dem Jahre 2014 aufgefahren haben.
Normalerweise bin ich eigentlich garnicht so sehr in den Gedanken vernarrt, eine Band zu renommierten bzw. großen Labels abwandern zu sehen, aber WHISPERED hätten sich das mit ihrer innovativen, technisch nahezu perfekt vorgetragenen Mixtur aus finnischem Melodeath, asiatisch-folkiger Zusatz-Instrumentierung und Filmscore-Elementen unlängst verdient, zumal ja auch ein wunderbar funktionierendes Spinefarm Records locker ausreichen würde, um die vier Herrschaften in weiten Teilen Europas zu etablieren.
Warum ich von WHISPERED in den höchsten Tönen schwärme? Weil sie aus der breiten Masse ihrer Landsmänner herrausstechen und schon auf dem Debüt "Thousand Swords" ihre eigene Nische entdeckt haben, die sicherlich auch Anleihen der Kollegen bündelt, durch den fernöstlichen Touch aber ein riesiges Maß an Eigenständigkeit genießt. Dass der überaus sympathische Fronter Jouni Valjakka (für Gesang und Gitarren hauptverantwortlich) und seine Gefolgschaft dabei keinen Synthie-Overkill à la WINTERSUNs "Time" benötigen, registriert man bereits im am orchestralen Intro "Chi No Odori" angebundenen "Strike!", welches lieber auf blitzartige wie auch melodische Riffsalven, gewaltige Gruppenshouts und vereinzelten Shamisen-Einsatz baut.
Das soll im Gegenzug nicht heißen, dass WHISPERED gänzlich ohne Kitsch auskommen, denn im über siebenminütigen "Sakura Omen" (und auch darüber hinaus), welches schon seit 2015 als Single verfügbar ist, erhöhen sie den Pathos mittels hocheingängigen Ruhepausen, pompöser Orchestrierung, finden aber mit den kernigen Gitarren eine wohltuende Ausgewogenheit, die sie mit Fredrik Nordström als Produzenten (u.A. schon für DARK TRANQUILLITY, IN FLAMES und SOILWORK tätig) kaum besser inszenieren und stärken könnten. Darüber hinaus hält "Metsutan" auch wieder einige charakterstarke, asiatisch angehauchte Leadpassagen wie beispielsweise in "Kensei" oder "Exile Of The Floating World" parat, die die finnische Handschrift ausbauen und von der enormem technischen Qualität zeugen, die sich das Quartett zunächst still und heimlich angeeignet hat. Auf demselben Level befindet sich im Übrigen auch das Songwriting, das sich im ungewohnt vertrackten "Tsukiakari" und dem abschließenden Longtrack "Bloodred Shores Of Enoshima" zu Höhen aufschwingt, die in diesem Genre sicherlich einzigartig sind. Hier gehen herbe Riffwände, donnernde Drums, fernöstliche Melancholie, Filmscore, fast schon neoklassische Sololäufe und die einmaligen Vocals von Jouni Valjakka eine Liaison ein, die nach dem Betätigen des Repeat-Buttons ruft.
WHISPERED sind also beängstigend konstant und präsentieren mit "Metsutan - Songs Of The Void" ihr drittes sackstarkes und überaus originelles Album, das keinerlei Abnutzungserscheinungen durchschimmern lässt und meinem Empfinden nach sogar noch etwas metallischer und härter ("Our Voice Shall Be Heard"; "Victory") als seine Vorgänger ausgefallen ist, gleichzeitig aber auch die epischeren Abschnitte besser zu betonen weiß. Wer sich also etwas Neuartiges im Dunstkreis von CHILDREN OF BODOM, KALMAH und WINTERSUN gönnen will, sollte sich unbedingt mit WHISPERED und ihrem neuesten Schwertstreich, eigentlich aber auch mit all ihren anderen Werken befassen, denn diese Herrschaften sind definitiv einer der heißesten Acts im finnischen Melodic-Death-Metal-Sektor (lasst euch nicht von der etwas klischeebehafteten Montur der Jungs beeinflussen) und besitzen schon seit Debüt-Zeiten ein unerhört feines Gespür für unverwechselbare Arrangements, die nur darauf warten, Bekanntschaft mit euch zu machen und die Beachtung zu finden, die sie zweifelsohne verdient haben. (STORMBRINGER 4,5 / 5)
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