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Eleine - Dancing In Hell



Release Info: 2020 - Black Lodge - Full Length
Band Info: Schweden - 2014 - Symphonic Metal
Bewertung: 7,5


Songs:

1. Enemies
2. Dancing In Hell
3. Ava Of Death
4. Crawl From The Ashes
5. As I Breathe
6. Memoriam
7. Where You Rotting Corpse Lie 
8. All Shall Burn
9. Die From Within

Bei den Göttern! Wieso ist diese Band bisher nicht auf meiner Landkarte aufgetaucht? Das ist ja Symphonic Metal der ersten Güteklasse! Das Einmaleins dieser Stilrichtung beherrscht der Vierer wunderbar. Frontmädel Madeleine «Eleine» Liljestam ist mit einem starken Stimmorgan gesegnet. Weder zu elfisch noch zu opernhaft – irgendwie exakt das passende Mittelstück. Ausflüge in orientalische Gefilde liegen auch drin. Macht bloss nicht den Fehler, das Tattoo-Model ausschliesslich auf Äusserlichkeiten zu reduzieren. Gitarrist Rikard Ekberg trägt ab und an mit groben Growls zur gesanglichen Unterstützung bei. Chöre und Bombast-Element sorgen derweil im Hintergrund für die nötige Epik. Aufgrund all dieser genannten Punkte ist «Enemies» wahrlich ein gelungener Einstieg in die Platte. Diese erste Duftmarke sitzt definitiv!

An zweiter Stelle folgt bereits der Titel-Track «Dancing In Hell». Alter Verwalter, diese bösartigen Riffs sind freilich nicht von schlechten Eltern! Zudem handelt es sich bei Jesper Sunnhagen um einen Felle-Klopfer, der bevorzugt rasant unterwegs ist. Eleine reichern ihre symphonischen Melodien gekonnt mit dem richtigen Härtegrad an. Dramaturgische Passagen sind ebenfalls kaum Mangelware. Hat da zufälligerweise gerade jemand Kino-Soundtrack gerufen? Rikard mimt erneut das Grunzer-Biest, vermag aber gleichzeitig zwischendurch mit klar gesungenen Abschnitten zu punkten.

Der treibende Rhythmus von «Ava Of Death» lädt diskussionslos zum intensiven Herumwirbeln der eigenen Haarpracht ein. Wo stecken die Headbanger? Da dürften wahrscheinlich auch mit der Zeit die einen oder anderen Nackenwirbel knacken. Die pompösen Background-Klänge behält die Equipe bei. Die Mikrofon-Arbeit wird in gewohnter Manier primär durch Madeleine erledigt. Wer Liedgut von Beyond The Black, Evanescence, Xandria oder Epica in seiner persönlichen Sammlung besitzt, könnte sich hundertprozentig genauso mit den Kompositionen der Skandinavier anfreunden.

Erneut wird auf chorische Unterstützung zurückgegriffen. Das erinnert phasenweise effektiv an Star Wars (oder Ähnliches). Ansonsten rückt Rikard bei «Crawl From The Ashes» eine Spur ausgiebiger ins Rampenlicht – und das ist absolut legitim. Den Kerl sollten sie ungeniert häufiger von der Leine lassen! Am stärksten wirkt die Gruppe nämlich stets dann, wenn das gesangliche Kontrastprogramm ausgeschöpft wird. Im letzten Drittel gibt’s obendrein vorrübergehend Tempo-Variationen zu bestaunen.

«As I Breathe» figuriert als rasanter Kracher auf dem Silberling. Madeleine versucht nun mit ihrer Stimme ein bisschen zu experimentieren, was ich sehr schätze. Eine willkommene Abwechslung, da sie sonst auf längere Sicht möglicherweise etwas eintönig klingen könnte. Bei dieser Nummer wird verflucht stark geknüppelt! Da ist es beinahe schon ärgerlich, dass die Growls dieses Mal komplett ausbleiben. Die hätten hier wunderbar hereingepasst.

Die längste Hymne des Albums kommt auf eine Spielzeit von 06:15 Minuten. Des Weiteren tauchen bei «Memoriam» abermals die orientalischen Momente auf. Die Frontdame mimt in den Videoclips sowieso gerne eine Wüstenprinzessin. Oder woran denkt ihr bei diesem Outfit? Erstmals sind Anton Helgesson und sein Bass stellenweise deutlich zu hören. Mit bombastischen Sequenzen wird keinesfalls gegeizt. Sollte der schwedische Vierer künftigen weiterhin solche Kaliber produzieren, dürften ihm im Symphonic-Universum einige Pfoten offenstehen.

Habt ihr Popcorn im Haus? Dann würde ich dieses für «Where Your Rotting Corpse Lie» aber schleunigst hervorkramen. Das ist ausgezeichnetes Blockbuster-Entertainment. Endlich meldet sich auch Grunzer Rikard zurück! Den habe ich fast schon vermisst. Der gute Mann bringt selbstverständlich ordentlich Schwung in die Hütte. Männlicher Klargesang liegt garantiert nochmals drin, oder? Bei «All Shall Burn» ist das jedenfalls Tatsache. Mister Ekberg agiert mit beiden «Stimm-Waffen». Zudem haut er ein packendes Gitarren-Solo raus. An dieser Stelle ist dringend ein Kompliment für die hervorragende Produktion fällig. Wir sprechen hier von einer Qualität auf hohem Niveau. Within Temptation und Nightwish haben zu ihren Blütezeiten ziemlich ähnlich geklungen.

Uh, bei «Die From Within» übertreffen sich die Künstler aus Landskrona direkt wiederholt. Da steckt jede Menge Gefühl drin. Eine facettenreiche und spannende Angelegenheit. Hühnerhaut macht sich in etlichen Abschnitten bemerkbar. Ein purer Hörgenuss. So funktioniert akustische Befriedigung, geschätzte Gemeinde. Während diesen rund viereinhalb Minuten habe ich in Tat und Wahrheit alles um mich herum vergessen. Dieses Eintauchen in eine andere Welt ist heutzutage eh Gold wert.

«The World We Knew» entpuppt sich als kurze Verschnaufpause, die durch zarte Tastenspielereien geprägt ist. Der Zuhörer kann innehalten und das gesamte Werk erneut auf sich wirken lassen. Stopp! Einen Song haben die «Köttbullar»-Metaller noch in der Hinterhand. Allerdings ist dieser definitiv kein Unbekannter. Ich meine damit «Die From Within». Für das Finale wird die Nummer jedoch als «Symphonic-Version» neu aufgelegt. Hat so schon seinen Reiz, aber das Original hinterliess zweifelsohne mehr Eindrücke. Aufgrund dessen sei die Frage gestattet, ob dieser Abschluss wirklich notwendig gewesen wäre. Für mich ist das Ganze eher als Bonus-Track zu verstehen. Oha, da bin ich freilich in den Genuss einer lohnenswerten Neuentdeckung aus der Symphonic Metal-Ecke gestossen. Das Genre völlig zu verändern ist sowieso fast ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem sorgen Eleine mit ihrem dritten Streich «Dancing in Hell» für offene Münder und durchgenudelte Ohren (im positiven Sinne). Bombast-Elemente, Chöre, weiblicher Gesang, männliche Growls, peitschende Drums, knackige Riffs, astreine Produktion und gelegentlich ein paar Liebesgrüsse in Richtung des Morgenlandes – da stimmt einfach das Gesamtpaket. Für die Zukunft dürfte Fronterin Madeleine ihrem «Ton-Organ» ungeniert dann und wann noch einen minimen Hauch mehr Diversifikation beifügen, so dass man tatsächlich stets gerne von A bis Z an ihren Lippen kleben bleibt. (METAL INSIDE 8,5 / 10)




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