Bewertung: 7
Die Band EVILDEAD musste man eigentlich schon immer mögen, wenn man Thrash Metal etwas abgewinnen kann. Kultiges Band-Logo, geile Cover von Ed Repka, die man sich gern in groß als Schallplatten-Verpackung zulegt und zugleich einen optischen Querverweis zu den oftmals nachdenklichen, anprangernden, gesellschaftskritischen Texten der Gruppe haben. So haben die Amis zum Beispiel bereits 1991 auf ihrem Zweitling „The Underworld“ vor der Erderwärmung gewarnt. Und da die Truppe auch musikalisch einiges zu bieten hatte (das Debütalbum „Annihilation Of Civilization“ (1989) stand dem Zweitling qualitativ in nix nach), hätte es eigentlich zu einer richtig guten Karriere reichen sollen. Denn der klassische, riffbetonte US-Thrash wie ihn zum Beispiel LÄÄZ ROCKIT, EXODUS, DEATH ANGEL und durch eine kleine punkige Note auch NUCLEAR ASSAULT spielten, hatte Ende der 80er viele Fans.
Jedoch änderten sich die Zeiten recht schnell und vor allem konnten EVILDEAD nicht auf ihrem sehr guten Fundament aufbauen und den beiden Erstlingen ein drittes Hammer-Album hinterherschicken. Trotz sehr guter Songs und tollem Gesamtpaket fehlten somit immer ein wenig Songs, die besonders herausstachen. Ein echter Durchbruch gelang nicht, die Band löste sich 1995 auf und einige Musiker machten in anderen Bands und Projekten weiter zum Beispiel bei TERROR.
2008 dann die Reunion, 2012 ein erneuter Split und 2016 ein erneutes Comeback. Auf dem nun eingespielten Album wirken Mitglieder mit, die mindestens auf einem der beiden ersten Alben dabei waren. Wieder gibt es ein großartiges Ed Repka-Cover, das harmonisch in eine Reihe mit den beiden Vorgängern gestellt werden kann. Und schließlich hat der recht bekannte Produzent Bill Metoyer EVILDEAD einen amtlichen und authentischen Sound verpasst. Die alten Fans der Band werden dankbar sein.
Mit dem Opener „The Descending“ merkt man sofort, dass Gitarrist Juan Garcia (AGENT STEEL, BODY COUNT) nichts verlernt hat (geiles Anfangsriff!) und Sänger Phil Flores genauso klingt wie damals. Dazu gibt es sehr gelungene, zur aktuellen Situation mit den Wahlen zum US-Präsidenten passende, kritische Texte. Leider funktioniert der Refrain nicht so wirklich. Insgesamt könnte man aber denken: EVILDEAD machen tatsächlich da weiter, wo sie 1991 aufgehört hatten. Ohne angestaubt zu klingen. Auch der folgende Song „Word Of God“ kann mit seinen Riffs überzeugen, auch wenn wieder der letzte Kick fehlt. Und so geht es weiter: „Napoleon Complex“ rifft und donnert sich old-school und staubtrocken durchs Gebälk, ohne nachhaltig hängen zu bleiben.
Mit „Greenhouse“ knüpft die Band an ihre früheren umweltkritischen Texte an. Und es kommen massive Gangshouts zum Einsatz. Beim Gesang variiert Flores etwas mehr. Gutes Ding. In Verbindung mit den Texten, die dem Rezensenten nicht vorlagen, sicher noch besser. Auch bei „Without A Cause“ wünscht man sich, dass man die Lyrics nicht nur raushören muss, sondern mitlesen könnte. Denn rein vom Instrumentalen her, gibt’s hier kaum Abwechslung zum vorher Gehörten. Etwas Ernüchterung macht sich langsam breit.
Bei „No Difference“ gibt es einen recht witzigen, super lässigen Jazz-Anfang, der dann von mächtigem Riff-und-Drum-Gedonner abgelöst wird. Schöner Einfall! Sonst gibt es ganz nette Gangshouts, überdurchschnittliche Gitarren-Leads und erneut fällt die gute Schlagzeugleistung auf. Und auch das Ende kann sich hören lassen. Not bad! „Blasphemy Divine“ fängt mit einem Soundsample sehr düster an und rifft dann heftig gegen all das Böse in dieser Welt. Wuchtiger Thrasher. „A.O.P. / War Dance“ prangert sinnlose Kriegsführung an und fällt – wieder einmal – vor allem durch die oldschooligen Riffs auf. Auch der Mittelpart mit anschließenden skandierenden „War! War! War!“) Gangshouts machen durchaus Spaß. Ordentliche Nummer. Und schon sind wir beim finalen „Seed Of Doubt“, das einen etwas eingängigeren Refrain hat als die Songs zuvor. Ansonsten fällt der Track aber auch nicht aus dem Rahmen. Wieder gibt es Oldschool-Riffs und typische EVILDEAD-Gitarren-Leads.
Zusammengefasst kann man konstatieren, dass EVILDEAD sich überraschend treu geblieben sind. „United States Of Anarchy“ klingt und sieht auch so aus wie die beiden Werke zuvor. Das wird Fans der Band und auch Oldschool-Thrasher glücklich machen. Ob sie damit – trotz des guten Gesamtpakets mit amtlicher Produktion, starkem Cover und tollen Texten – aber neue Fans gewinnen können, ist leider stark zu bezweifeln. Denn der Band ist wieder kein echter Hit gelungen und insgesamt ist das musikalisch zwar immer wieder überdurchschnittlich, aber an die Großen des Genres reicht das Material nicht heran. (STORMBRINGER 3,5 / 5)
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