Bewertung: 7,5
FELLWARDEN sind in der britischen Black-Metal-Szene noch relativ frisch, bekannter dürfte Gitarrist und Hauptsongwriter Frank „The Watcher“ Allain wohl von FEN sein. Die Mixtur aus Folkeinflüssen und atmosphärischem Black Metal erinnert an Landsmänner wie WINTERFYLLETH, WODENSTHRONE oder SAOR. Das Debüt „Oathbearer“ (2017) ist hier unbesprochen, konnte aber woanders durchaus Punkte holen. Der Opener „Pathmaker“ startet noch verhalten und auch etwas behäbig. Das folgende „Scafell’s Blight“ ist flotter und traditioneller unterwegs bevor das (überflüssige) Zwischengeplänkel „A Premonition“ die spannendere Seite von FELLWARDEN einleitet. Die drei abschließenden Longtracks befinden sich alle um die Zehn-Minuten-Marke und bieten abwechslungsreichen und atmosphärischen Schwarzmetall. Der Titeltrack mag im Mittelteil ein paar schöne klare Gesangslinien, mit Synthesizern unterlegt, sein Eigen nennen, „Upon Stone“ hat ein paar Breaks, die es auch in den übrigen Songs mehr hätte geben können und „An Elder Reckoning“ versucht sich nach langsamem, behutsamem Einstieg an frostigen Melodien der zweiten Welle, um dann wieder gefühlvoll auszuklingen.
Das ist eine Steigerung zur ein wenig langweiligen ersten Hälfte, aber letzten Endes auch nur Erfüllen der Standards unter ihren Kumpanen. FELLWARDEN kochen eben auch nur mit Wasser. Akustikgitarren, einlullender Gesang zwischen dem Kreischen, Midtempopassagen, Keyboards: Das alles hat man woanders schon gehört und häufig auch besser. Wo WINTERFYLLETH noch traditioneller und purer zu Werke gehen, verweben FELLWARDEN ebenso wie FEN die genannten Elemente zu einer mehr atmosphärischen, softeren Seite von Black Metal. Die naturverbundene Seite sticht aber auch hier eindeutig heraus. Die Produktion ist relativ modern, allerdings nicht klinisch-steril, lässt stellenweise aber auch ein wenig Druck vermissen, gerade in Schlagzeug und Gitarren. Halleffekte auf Vocals reissen das mit der Atmosphäre dann auch nicht mehr raus, sorry. Wenn ein „The Reckoning Dawn“ oder „The Dead Light“ das Erstürmen eines Hügels vertont oder das Steckenbleiben im Sumpf der „Fens“, ist „Wreathed in Mourncloud“ der sonntägliche Waldspaziergang – schön, erhohlend, vielleicht anstrengend, aber irgendwo auch arm an Höhepunkten oder Spannung. Ohne sich sonderlich in Nostalgie zu baden, klingt auch „Wreatched in Mourncloud“ leicht anachronistisch und retro, bleibt grundsolider, atmosphärischer (Post-) Black Metal und somit auch ein wenig zahn- und emotionslos. Genreliebhaber mögen hier gutes Futter, zum Suhlen in Melancholie und verrauschten Depri-Tagen unter der Bettdecke, finden. Zum Herbst hin kann man aber besser gleich zu FEN, AGALLOCH oder KATATONIA greifen. Im Grunde kann man Kollege Klugs Schlusswort unter FEN’s „Carrion Skies“ hier stellvertretend stehen lassen. Dies ist kein Verriss, FELLWARDEN grundsolide, aber eben auch kein neuer Stern am angelsächsischen Himmel.(METAL.DE 6 / 10)
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