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Judas Priest - Invincible Shield



Release Info: 2024 - Sony - Full Length
Band Info: England - 1969 - Heavy Metal
Bewertung: 9,5


Songs:

1. Panic Attack
2. The Serpent And The King
3. Invincible Shield
4. Devil In Disguise
5. Gates Of Hell
6. Crown Of Thorns
7. As God Is My Witness
8. Trial By Fire
9. Escape From Reality
10. Sons Of Thunder
11. Giants In The Sky
12. Fight Of Your Life
13. Vicious Circle
14. The Lodger

Das vermutlich am sehnlichsten erwartete Metal-Album des Jahres 2024 ist kein Über-Knaller, aber tatsächlich so wichtig, wie es seit seiner Ankündigung von Fans und Medien gemacht wurde. JUDAS PRIEST zeigen nämlich auf "Invincible Shield", wie würdevolles Altern im Metal-Kontext geht, wobei Vergleiche mit Iron Maiden und Metallica vielleicht hinken, weil sich die Briten, bei denen Bassist Ian Hill strenggenommen das einzige verbliebene Gründungsmitglied ist, mit Gitarrist Richie Faulkner und Produzent/Live-Gitarrist Andy Sneap beträchtlich verjüngt haben. Davon abgesehen wirkt das 19. Studioalbum der Band mutiger als sein kommerziell enorm erfolgreicher Vorgänger "Firepower" (2018), wenn man sich die Vielseitigkeit der enthaltenen Kompositionen und die Tatsache vor Augen führt, dass es nicht unbedingt die abgeschmacktesten Szene-Empfindungen bedient. Priest reihen keine offensichtlichen Hits aneinander und orientieren sich grundsätzlich nicht an irgendeinem anderen Werk in ihrer Diskografie, gleichwohl es natürlich vereinzelte Berührungspunkte mit früheren Großtaten gibt. Von Formelhaftigkeit und Anbiederung an Fan-Geschmäcker kann allerdings keine Rede sein - übrigens auch nicht bei Iron Maiden und Metallica, doch der Unterschied besteht darin, dass "Invicible Shield" von Anfang bis Ende unheimlich inspiriert klingt. Rob Halford, der hervorragend bei Stimme ist und sich nicht im Geringsten übernehmen muss, um Erhabenheit zu demonstrieren, singt Songtexte, die als Musterbeispiele dafür herhalten, wie man typische Metal-Bildersprache mit Realitätsbezug verbindet. Wer nur dazu headbangen und grölen will, kann das tun; wer etwas hineinlesen möchte, erfindet nichts, was nicht auch wirklich so beabsichtigt ist. Anfangs machen Priest Tempo, doch selbst die energetische Eröffnung 'Panic Attack' verläuft nicht in offensichtlichen Bahnen. Bezeichnend für die allgemeine Ausrichtung des Albums steht das Titelstück mit seiner komplexen Gitarrenarbeit, mehrerem Tempowechsel und einem im Gegenzug schlichten wie wirkungsvollen Singalong-Refrain. Der Mittelteil von "Invincible Shield" ist von den zähen Rockern 'Devil in Disguise' und 'Gates of Hell' geprägt (ungewöhnliche Melodieführung, aber gerade deshalb alles andere als Bierzelt-Hauruck), das wehmütige Miniepos 'Crown of Horns' erinnert gar an "Sad Wings of Destiny", und das unkonventionelle Finale 'Giants in the Sky' scheint den Umstand zu unterstreichen, dass die Band nichts und niemandem folgt, nur ihren eigenen Instinkten. Die Hymne 'As God Is My Witness' gerät ebenfalls forscher, dito kurz vor Schluss 'Sons of Thunder', das genauso wie anfangs die Dampframme 'The Serpent and the King' etwas zu leicht durchschaubar ist - unauffällige Nummern, die es in Priests Vita schon immer gab. Einige Song-Typen auf "Invincible Shield" - höre etwa den Stampfer 'Trial by Fire' mit einer der stärksten Gesangsperformances des Albums und das düster schleppende 'Escape from Reality' (sehr Black Sabbath) - gab es hingegen noch nicht in ihrer History, beziehungsweise: Die Gruppe variiert gekonnt und spinnt alte Fäden auf gegenwartsrelevante Weise weiter. Dass Sneap die Platte modern bar elender Zeitgeist-Beigeschmäcker produzierte (diesmal anders als "Firepower" ohne Altmeister Tom Allom), zeugt von seinem zweifelsfreien Können; für den Hochadel liefert man schließlich keine Fließbandarbeit ab. FAZIT: "Invincible Shield" erscheint genau 50 Jahre nach JUDAS PRIESTs Einstand "Rocka Rolla" und präsentiert eine Band, die kompositorisch und soundtechnisch nach wie vor eine weitaus bessere Figur abgibt als die sich selbst zu schwülstigen Altherren-Rockern degradierenden Iron Maiden und die krampfhaften Berufsjugendlichen Metallica. Die seit Februar 2020 komponierten Songs vermitteln Mut zu einem gewissen Risiko, pflegen die Tradition des britischen Edelstahls und demonstrieren auch wieder Priests Fähigkeit, sich ständig mehr oder weniger subtil zu häuten, was selten in die Hose ging ("Turbo"). Musikalische Maßstäbe setzt die immerhin 1969 gegründete Gruppe nicht mehr - dafür aber ein Zeichen dafür, dass aktives Leben in einem theoretischen Rentenalter nicht automatisch vorbei ist.(MUSIKREVIEWS 12 / 15)

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