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Live: Dirkschneider im Z7



Dirkschneider - Crownshift - All For Metal
Dienstag 25.03.2025 - Z7 Pratteln


Wenn der gute Udo Dirkschneider nicht als U.D.O., sondern unter dem Namen Dirkschneider auf Tour ist, bedeutet das Accept Songs mit der Original-Stimme. Wenn dann noch gestandene Musiker wie Bassist Peter Baltes (Ex-Accept) den mittlerweile 72 jährigen Sänger mit der Reibeisen-Stimme begleiten, kann man fast sicher sein, dass der Abend legendär werden wird. Die Tour stand unter dem Motto "40 Years Balls To The Walls", weshalb mitunter das ganze Album durchgespielt wurde. Als Support-Bands fungierten mit All For Metal und Crownshift zwei recht unterschiedliche Combos, welche aber klar im Schatten des Headliners standen.

All For Metal

Die Power Metaller spielen mit sämtlichen Klischees, und manchmal ist es fast schon "too much". So war die Show-Einlage mit Thors Hammer, welchen Sänger Antonio nicht anheben konnte, aber Gitarristin Ursula natürlich schon, echt grenzwertig. Bei nur sieben Songs ist es zudem schade, die wertvolle Zeit mit einem Bass-Solo zu vergeuden. Da war es nur ein kleiner Trost, dass die Schweizer Hymne noch miteingebaut wurde. Erstaunlicherweise beschränkte sich die Setliste, mit einer Ausnahme, auf das Debüt-Album, was einerseits für die Qualität von «Legends» spricht, andererseits aber aufzeigt, dass der Nachfolger scheinbar weit weniger Hits an Bord hat. Doch nun fertig mit Kritik, denn All For Metal sind einfach unglaublich unterhaltsam und haben dermassen viel Ohrwürmer, dass die Menge trotzdem Spass am Auftritt fand. Jasmin und Ursula zeigten dabei an der Gitarre ihr Können, und die beiden Sänger Tetzel (ein Fels von einem Mann! Der seine nicht vorhandene Sympathie gegenüber dem Feldschlösschen Bier offenbarte – Anmerkung Tinu) und Antonio (dessen Deutschkenntnisse von Mal zu Mal besser werden) passen perfekt zusammen. Es gibt da draussen unzählige Power Metal Bands die froh wären, auch nur einen Song der Marke «Born In Valhalla» im Palmarés zu wissen. All For Metal hatten heute Abend gleich mehrere solcher Mitgröhl-Hymnen am Start und zeigten ausserdem eine Spielfreude, die echt ansteckend war. Kein Wunder, dass der Merchstand anschliessend ziemlich gut frequentiert war und man im Laufe des Abends doch das eine oder andere Shirt der Band erblickte.  

Setliste: «All For Metal» - «Fury Of The Gods» - «Raise Your Hammer» - «Born In Valhalla» - «Mountain Of Power» - «Gods Of Metal» - «Goddess Of War»

 

Crownshift

Der Bandname Crownshift war mir bisher hingegen kein Begriff. Die Recherche ergab, dass sich hier doch einige ziemlich prominente, finnische Musiker gefunden haben. So haben drei der vier Mitglieder bei Norther gespielt, und einzig Sänger Tommy Tuovinen war nie bei der Death Metal Truppe. Mit Crownshift spielen die Jungs modernen Groove Metal und ohne Angst, über die Genre-Grenze zu schauen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass diese Mucke bei etlichen Zuschauern nicht unbedingt auf Euphorie stiess. Das musikalische Können stellte man zwar nicht in Frage, aber Crownshift trafen halt auf ein älteres Publikum, welches mit klassischem Metal aufgewachsen ist. Das zeigte sich zum Beispiel auch beim abschliessenden Cover «Black Velvet» von Alannah Myles. Die Magie des Originals konnten die Finnen allerdings nicht annähernd erreichen. Das soll nicht heissen, dass die Darbietung ungenügend war, sondern das die Nordlichter als Support-Band von ähnlich gelagerten Truppen mehr hätten abräumen können. 

Setliste: «If You Dare» - «The Devil's Drug» - «Rule The Show» - «My Prison» - «Mirage» - «Stellar Halo» - «A World Beyond Reach» - «Black Velvet»

 

Dirkschneider

Kennt Ihr das Gefühl wenn Ihr wisst, dass der anstehende Konzert-Abend zu einer Legende werden könnte? Die Erwartungen ins Unermessliche steigen und man am Schluss sagt: "Es isch no viu geiler gsi!" (Deutsch: "Es ist noch viel geiler gewesen!") Wie Rönu bereits in der Einleitung schrieb, stand das Motto dieser Tour im Zeichen von vierzig Jahren «Balls To The Wall», einer Kult-Scheibe, die 1983 alles richtig machte. Dass die Accept Songs nur von der Original-Stimme gesungen werden können, bewies Udo Dirkschneider an diesem Abend einmal mehr. Zusammen mit seinem Sohn Sven (Drums), den beiden Gitarristen Andrey Smirnov und Fabian "Dee" Dammers sowie dem ehemaligen Accept Bassisten Peter Baltes feuerte der nach wie vor stimmgewaltige Shouter die Accept Tracks mit einem Feuer in die Menge, dass bald das ganze Z7 im Flammen stand. Mit seinen 67 Jahren ist Peter nach wie vor ein Aktivposten auf der Bühne, stand im "Accept Ballet" mit Udo und den beiden Gitarristen zusammen, liess es sich aber auch nicht nehmen, immer wieder mit dem Sänger zu scherzen und mit ihm mehrfach zu posieren. 

Der Spass und die Spielfreude schien den beiden aus dem Allerwertesten. Sein Instrument bearbeitet Mister Baltes noch immer mit der gleichen Dynamik und pumpte sein Bass-Spiel mit einer ungebremsten Energie ins Z7. Udo sang wie in seinen jungen Jahren und liess sich berechtigterweise nach «Living For Tonite» zum ersten Mal mit lauten "Udo, Udo" Chören von den Fans feiern, was ihn zum Dank "ihr seid ja verrückt" sagen liess. Der erste Teil der Show bestand aus Klassikern der Accept Ära. Mit dem von den Besuchern mitgesungenen "Heidi, heido, heida" Intro starteten die Herren mit einer furiosen Version von «Fast As A Shark». Einer Nummer, die noch heute als die Geburtsstunde des Speed Metals angesehen wird. Dabei liessen sich Fabian und Andrey nicht lumpen und solierten sich zum ersten Mal in Ekstase. Das Doppel-Solo schien von einer anderen Welt zu stammen. Während des ganzen Konzertes wechselten sich die beiden Gitarreros bei den Solos ab und hinterliessen einen sensationellen Eindruck. 

Dabei spielten sie die Solo-Parts immer mit einer eigenen Note, was den jeweiligen Tracks bestens zu Gesichte stand. Mit der «Breaker» Überraschung «Breaking Up Again» wurde zum ersten Mal an diesem Abend eine Ballade gespielt, welche von Peter sehr cool gesungen wurde. Danach stand das komplette «Balls To The Wall» Album im Zentrum des Geschehens. Mit Liedern wie «Fight It Back», «Losing More Than You've Ever Had» und «Guardian Of The Night» standen Nummern auf dem Programm, die man in den letzten Jahren selten, wenn nicht sogar überhaupt nicht mehr gehört hat. Hits, die sich nahtlos ins Programm integrierten und den Abend zusätzlich zu etwas ganz Besonderem machten. Das Publikum war heiss auf Udo und seine Band. Die lauten "Udo" Rufe erschallten regelmässig im Z7. "Danke! Pratteln ist immer eine Reise wert", verkündete der Shouter mit einem breiten Grinsen. Logisch waren die Fan-Chöre bei «Balls To The Wall» gross und feierten die Besucher «Head Over Heels», «Turn Me On», «Love Child» und «London Leatherboys» nach allen Regeln der Kunst ab. 

Und noch logischer war, dass die Ballade «Winter Dreams» den «Balls To The Wall» Jubiläums-Part beendete. Selten sah ich Peter in seinen letzten Jahren bei Accept dermassen grinsen, wie an diesem Abend mit Dirkschneider (was aber auch schon auf der letzten U.D.O. Gastreise an der Tagesordnung war). Es fand sich tatsächlich zusammen, was zusammengehört, nämlich Udo und Peter. Dies, nachdem sie sich seit 2005 bei den letzten Accept Sommer Festivals aus den Augen verloren hatten. Der Zugabe-Teil startete mit einer fulminanten Version von «Princess Of The Dawn», die erneut von lauten Fan-Gesängen begleitet wurde. Dieser Fan-Favorit wurde durch einer meiner Faves abgelöst, nämlich «Up To The Limit» mit einem mörderischen Bass-Groove, der vom dynamischen und harten Drum-Spiel von Sven Dirkschneider angetrieben wurde. "Ihr seid unglaublich! Wollt ihr noch mehr? Habt ihr noch Feuer?" kündete Udo die letzte Nummer «Burning» an. Unter tosendem Beifall wurde das Quintett in den wohlverdienten Feierabend entlassen, und alle wussten, dass dieser Gig zu einem der besten in diesem Jahr gekürt werden wird. (tin) 

Setliste: «Fast As A Shark» - «Living For Tonite» - «Midnight Mover» - «Breaker» - «Flash Rockin' Man» - «Metal Heart» - «Breaking Up Again (Peter Baltes on Vocals)» - «Balls To The Wall» - «London Leatherboys» - «Fight It Back» - «Head Over Heels» - «Losing More Than You've Ever Had» - «Love Child» - «Turn Me On» - «Losers And Winners» - «Guardian Of The Night» - «Winter Dreams» -- «Princess Of The Dawn» - «Up To The Limit» - «Burning» - «Outro - Bound To Fail»


All For Metal



















Crownshift









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