Bewertung: 9
1. Echos D'un Monde Perdu
Die Franzosen hatten keine einfache Zeit. Gitarrist Martin Hamache litt an einer Krankheit und konnte lange nicht mehr live auftreten und vor zwei Jahren hat Bassistin Lucie ihren Dienst quittiert. Doch das Gründungstrio – neben Martin bestehend aus Marion Bascoul (Gesang und Gitarre) und Drummer Mickael Bonnevialle – hat sich nicht entmutigen lassen und setzt stattdessen den eingeschlagenen Weg unbeirrt fort. Das vierte Album zeigt eine gereifte und technisch versierte Band, welche neue Massstäbe setzt.
Songwriter Martin muss in seinem vorherigen Leben ein klassischer Komponist gewesen sein, anders lassen sich die ausufernden barocken Elemente und Melodien nicht erklären. Eigentlich könnte man die Genrebezeichnung auch mit ‘Neoclassical Symphonic Melodic Death Metal’ beschreiben, denn schon das Intro verströmt diesen klassischen und epischen Charakter, der sich wie ein roter Faden durch «Utopie» zieht. Der eigentliche Opener «Le Cimetière Marin» trumpft mit spektakulären Gitarren und schönen Melodiebögen auf, welche aber im Kontrast zu den brutalen Growls von Marion stehen. Fast schon beschwingt klingt «La Règle Du Jeu» aus den Boxen, aber keine Angst, dass ist keine Weichspülermucke. Aephanemer drücken auch immer wieder mächtig aufs Gas und sorgen so für abwechslungsreiche Songs. «Par-delà Le Mur De Siècles» ist ein Paradebeispiel für diese These.
Richtig ausufernd wird es gegen den
Schluss. «La Rivière Souterraine» ist ein Instrumental mit choralen Gesängen,
während der zweiteilige Titeltrack dass Zeug zu einem Soundtrack für einen
Hollywood Blockbuster hat. Wer Aephanemer schon kennt, könnte eventuell einen
eingängigen Kracher wie «Unstoppable», «The Sovereign» oder «Bloodline»
vermissen. Aber «Utopie» ist ein Album, welches man sich in Ruhe anhören
sollte. Es entfaltet auch nach mehrmaligem Hören immer wieder neue Details und
wächst von Mal zu Mal mehr. Erstmals sind alle Texte in der Heimatsprache,
sprich französisch verfasst, was ich ebenfalls als mutigen Schritt erachte. Geblieben
ist hingegen, dass Faible für die speziellen, aber immer starken Artworks, da
macht «Utopie» keine Ausnahme.


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