Am
Nachmittag vor dem Konzert bekam ich die Nachricht, dass der geplante Tour Halt
in Pratteln der deutschen Metal Veteranen Rage aufgrund niedriger
Ticketverkäufe abgesagt ist. Das machte mir jetzt nicht gerade Hoffnung für
H.E.A.T., aber glücklicherweise war das Kofmehl dann doch ordentlich besucht,
auch wenn der Balkon geschlossen blieb. So stand einem vergnüglichen Abend
nichts mehr im Wege. Nach dem Konzert war aber schnell klar, wer den Tagessieg
mit grossem Vorsprung holte.
Midnight
Danger
Es mag durchaus Metalheads mit einer Affinität zu
Synthwave geben, ich gehöre definitiv nicht dazu. So verkam der 40minütige
Instrumentalauftritt der Schweden für mich eher zur Qual. Verkleidet als Zombie
mit neonleuchtenden Drumsticks und einem mit Pentagrammen versehenen
Schlagzeug, versuchten Midnight Danger die düster angehauchten Fans im Publikum
anzusprechen. Der Gitarrist und Keyboarder hingegen sah aus, als wäre er direkt
vom LA Strip her gebeamt worden, inklusive Poison Shirt. Klar, dass bei einem
Duo sehr viel vom Band kam und auch sonst hatten die Schweden einen schweren
Stand. Mehr als Höflichkeitsapplaus lag nicht drin. Zu fremd waren dann die
Klänge, ja manch einer der etwas später kam, fragte sich ob er sich im Tag
geirrt hat oder die falsche Location angesteuert hat. Eine zumindest
fragwürdige Wahl des Openers, auch wenn sich einige wenige Synthwave Fans
danach doch noch ein Shirt und Merch ergatterten. Schön hingegen, dass die
beiden Protagonisten danach auch für ein Schwätzchen zugegen waren. Waren
Midnight Danger denn schlecht? Sorry, aber diese Frage müsste ein Fan dieses
für mich fremde Genre beantworten.
Formosa
‘Don’t Judge a Book
by its Cover’. Dieser Leitspruch kam mir als erstes in den
Sinn, als ich zwei, drei Songs der Essener miterlebt habe. Bassist Lukas wirbelte
nämlich dermassen auf der Bühne rum, dass einige Leute im Publikum aus dem
Staunen nicht mehr rauskamen. Dabei hat der gute Mann eher die Figur von Meat
Loaf…Respekt! Ich kannte Formosa vor diesem Abend nicht, eine kurze Recherche
ergab, dass sich die Deutschen 2015 gegründet haben, fünf Alben am Start haben
und schon mit Nazareth und Audrey Horne auf Tour waren. Als die ersten Töne
erklingen, sind meine Ohren jedenfalls schnell wieder auf Betriebstemperatur,
nachdem sie bei Midnight Danger zwischenzeitlich ihren Dienst quittierten.
Sänger Nik hatte auch schnell die Lacher auf seiner
Seite, als er erklärte dass ihr Gitarrist für die Tour ersetzt werden musste,
weil dieser Braumeister in Dortmund sein und dort der Gerstensaft knapp sein.
Tja, das hat natürlich Vorrang! Musikalisch präsentiere das Quartett eine
launige Mischung aus Hardrock, Heavy und Glam Metal, der dazu führte, dass die
Band mit einem frenetischen Applaus verabschiedet wurde. Formosa dürfen ihren
Auftritt als Erfolg verbuchen, auch wenn der Gesang vor allem mit den höheren
Tönen doch etwas dünn wurde.
Setlist: «Living On A Blade» - «Horns Up» - «Power To The
Fist» - «No Warriors» - «Cannibal Lover» - «Manic Lover» - «Rolling High» - «Boneshaker»
- «Welcome To My Hell» - «Dressed To Kill»
H.E.A.T.
Was dann folgen sollte war ein einziger Triumphzug der
Schweden! Sänger Kenny stand manchmal fast schon gerührt einfach nur da und
genoss die unfassbare Stimmung im kochenden Kofmehl. Seit dem Auftritt von
Kissin Dynamite habe ich keine Band mehr gesehen, die dermassen abgefeiert
wurde wie H.E.A.T.! Mit einem riesigen Auge, welches das Drumkit und das
Keyboard optisch trennte, war auch das Bühnenbild recht imposant und bot etwas
für den Eintrittspreis. Etwas überraschend war aber, dass mit «Disaster» und
«Running To You» nur zwei Songs des aktuellen Albums den Weg auf die Setliste
fanden, obschon die Tour ja «Welcome To The Future Tour» heisst. Aber keine
Angst, denn natürlich hatten die Schweden genügend Munition im Köcher!
Gerade nach dem Drumsolo in der Mitte des Sets folgte
Kracher auf Kracher und so gab es kaum Beanstandungen was die Setlist
anbelangt. Ebenso wichtig für die Beurteilung eines Konzertes ist für mich auch
die Spielfreude der Band auf der Bühne. Von der ersten Sekunde an, versprühten
H.E.A.T. dermassen gute Laune, dass man gar nicht um ein fettes Grinsen kam.
Beispiel gefällig? Während seines Solos schrie Schlagzeuger Don Crash doch in
Schweizerdeutsch: «I bruch meh Liebi». Logisch, dass die Dezibel Zahl der Fans
noch mal in die Höhe schnellte. Sänger Kenny nutzte mal wieder jeden
Quadratzentimeter der Bühne aus und alberte ausserdem mit einem Singspielchen
von Harry Belafontes «Day-O» rum.
Gibt es denn auch Kritik? Nun, diese muss man in der Tat
mit der Lupe suchen. Vielleicht, dass Kenny’s Gesang aufgrund seines unbändigen
Bewegungsdrang manchmal nicht jeden Ton trifft, aber seien wir ehrlich: Ist das
bei Bruce Dickinson anders? H.E.A.T. haben einen grandiosen Gig hingelegt, bei
dem man mit der «War Pigs» Sequenz während «Beg Beg Beg» auch dem verstorbenen
Ozzy Tribut zollte.
Setlist: «Disaster» - «Emergency» - «Dangerous Grounds» -
«Hollywood» - «Rise» - «Nationwide» - «Losing Game» - «Cry» - «Beg Beg Beg» -
«Drum Solo» - «Back To The Rhythm» - «Running To You» - «Living On The Run» -
«1000 Miles» - «One By One» - «Shot At Redemption»
Midnight Danger






































































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