Zwei Wochen vor Tourstart wurde auch die Musigburg überrascht, als plötzlich bekannt wurde, dass mit Leaves’ Eyes und Nyttland noch drei weiter Bands auf Tour kommen würden. Die Zusammenstellung dieser Konstellation warf ebenso Fragen auf, wie auch die Anspielzeiten der jeweiligen Bands, denn wenn am Schluss der Headliner vor halbleeren Rängen spielen muss, weil viele auf den Zug müssen, ist das wohl ein klassisches Eigentor. Die Musigburg war nur mässig gefüllt, was ebenfalls nicht für ein glückliches Händchen, bei der Wahl der Supportbands spricht. Doch der Reihe nach...
Verderbnis
Eine
Black Metal Band, ist wohl nicht ganz das bevorzugte Genre eines Leaves’ Eyes
Fans, auch wenn es dann doch ein paar Fans gab, welche nicht nur melodiösen
Metal hören. Die Deutschen mussten bereits (oder eben erst..) um 18:55 auf die
Bühne, wobei Sänger Martin mit einer Wolfsmaske für einen optischen Hingucker
sorgte. Der Melodic Black Metal mit phasenweise epischer Ausrichtung holte
erwartungsgemäss nicht viel mehr als Achtungsapplaus ab. Wieso der Frontmann
ausserdem die Ansprache plötzlich in Englisch abhielt, weiss wohl auch nur er
selber. Das klingt jetzt ziemlich negativ, was dem Auftritt aber nicht
entsprach. Die Jungs gaben sich redlich Mühe und auch die Mucke hatte durchaus
ihre starken Momente, aber trotzdem wurde der berühmte Funke nicht gezündet.
Verderbnis wären auf einer reinen Black Metal Tour besser aufgehoben.
Setlist:
«I Am The Wolf» - «Lebenswinter Wanderschaft» - «Dusk Maiden» - «Iskorp» -
«Walking Through Forgotten Forests»
Project Renegade
Wow,
in Sachen Umbaupause ging es aber heute sehr flott zu und her. Kaum hatte man
sich ein Getränk seiner Wahl besorgt und vielleicht ein Schwätzchen abgehalten,
ging es schon weiter. Die Griechen waren schon am Riverside und deshalb
schlugen sie ihre Zelte bereits zum zweiten Mal in Aarburg auf. Optisch hob
sich die Truppe massiv vom Rest ab, denn die neonfarbene Kleidung deutete schon
eine modernere Ausrichtung an. Mir persönlich war eigentlich bereits jetzt
klar, dass ich wohl so meine Schwierigkeiten mit der Musik haben würde. Irgendwo zwischen Modern Metal, Alternative
und Metalcore angesiedelt kann man Project Renegade nicht absprechen, alles
versucht zu haben. Sängerin Marianne war voller Bewegungsdrang und auch ihre
Mitstreiter waren energiereich und äusserst engagiert. Dass die Stimme bei so
viel Bangen, Tanzen und Rumhüpfen nicht ganz sauber klang, dürfte den wenigen
anwesenden Fans egal gewesen sein. Trotzdem muss auch hier das Fazit gezogen
werden, dass das Zielpublikum das völlig Falsche war, was der von Marianne
geforderte Circle Pit bewies. Diesem Aufruf folgten gerade mal vier Fans.
Aufgrund der Spielfreude sicher ein guter Auftritt, welcher vielleicht ein paar
neue Anhänger gefunden hat.
Ater
Nach
Deutschland und Griechenland war die Reihe nun an Chile und dessen Vertreter
Ater. Mit ihrem Mix aus Death, Black und Doom Metal und der statischen
Bühnenshow mit dauergrünem Licht und Rauch konnte die Band zwar eine mystische
Atmosphäre schaffen, aber das Publikum knacken, das konnten auch Ater nicht.
Das sich nach ein paar Songs eine gewisse Langeweile einstellte, konnte man
auch daran sehen, dass es sich es doch recht viele Zuschauer nicht nehmen
liessen, draussen frische Luft zu schnappen. Sowohl der Gitarrist, wie auch der
Bassist waren unter Kapuzen versteckt, aufgrund der Lichtverhältnisse wären
aber auch die Gesichter kaum zu sehen gewesen. Es war also auch der dritten
Vorband nicht gelungen, dass Schweizer Publimum zu knacken. Dafür konnten aber
eigentlich die Bands nicht viel dafür. Das Package passte schlicht nicht zum
Headliner. Dass das Aarburger Publikum durchaus Stimmung machen konnte, zeigte
sich später beim Headliner.
Setlist:
«Striges» - «Descending» - «Somber» - «The Fall» - «Ignis Immortalis» -
«Saeculi Fine»
Nytt Land
Müsste
ich den Auftritt von Nytt Land mit einem Wort beschreiben, wäre es wohl
faszinierend. Der Dark Folk des sibirischen Ehepaars Anatoly und Natasha
Pahalenko verzichtet auf Gitarren und Bass, stattdessen mit wird mit Trommeln und exotischen Instrumenten eine
fast schon schamanische Wirkung erzielt. Im Foyer meinte jemand, es sei fast
wie ein Regentanz und was soll ich sagen…es hat geklappt, den draussen hatte es
mittlerweile tatsächlich angefangen zu regnen. Der gurgelnde Gesang von Anatoly
ist auf Dauer aber auch anstrengend und so konnte mich auch Nyttland nicht
wirklich abholen. Mit Metal hat das eigentlich gar nichts zu tun, aber
scheinbar geniesst Dark Folk in der Szene doch eine breite Akzeptanz, weshalb
Nytt Land doch auf ein interessiertes Publikum zählen konnte.
Setlist:
«Völuspa (Adr Burs Synir)» - «The Fires Of Ragnarök» - «Risu Raknar» - «U-Gra»
- «Fenris Kinder» - «Huginn And Muninn» - «Ragnarök» - «Nord»
Leaves’ Eyes
Kurz
nach 22:00 Uhr war es dann endlich soweit und der Headliner betrat die Bühne.
Mit «Chains Of The Golden Horn» hatte man das Publikum sofort auf seiner Seite
und endlich war auch Stimmung im Saal. Alex Krull zeigte sich einmal mehr als
humorvoller Zeitgenosse und plauderte immer wieder über kleine Anekdoten. So
meinte er nicht ganz zu Unrecht, dass früher Metalheads als seltsam galten,
aber bei den heutigen Vollpfosten von Politikern (man müsse sich nur mal
Deutschland und die USA ansehen) habe sich die Sichtweise verändert und man
gelte mittlerweile als normaler als so viele andere. Dazu konnte er der
finnischen Sängerin Elina Siirala tatsächlich auch ein paar Worte in Deutsch
entlocken. Diese hat sich übrigens längst etabliert und zeigte auch heute eine
starke gesangliche Performance, so hatte wohl
so mancher Betrachter bei «Who
Wants To Live Forever» eine
zentimeterdicke Hühnerhaut.
Die
Setlist selber setzte sich mehrheitlich aus Songs der letzten vier Alben
zusammen, was mich überhaupt nicht störte, da ich diese Alben alle klasse finde,
inklusive des letzten Werkes «Myths Of Fate». Man hätte der Band gerne noch
etwas länger zugehört, aber erstens mussten eben viele Fans bereits die
Heimreise antreten und zweitens darf die Musigburg auch nicht überziehen. So
blieb es bei rund 75 starken Minuten und der Gewissenheit, dass Leaves’ Eyes
die vielen Vorbands ebenfalls zum Verhängnis wurden. Für einen jungen Metalfan
aus Solothurn wird der Abend dennoch in super Erinnerung bleiben, er wurde von
Alex nach dem Konzert besonder geherzt und durfte mit ihm auf der Bühne ein
Selfie machen. Tolle Aktion des Bandgründers! Das Fazit des ganzen Abends fällt
also sehr zwiespältig aus. Die Bandbreite der Genres war nicht passend und wenn
es schon fünf Bands sein müssen, dann müsste die erste Band um 18:00 auf die
Bühne, damit dem Headliner auch genügend Zeit zur Verfügung steht. Leaves’ Eyes
Fans dürften ihr Kommen aber nicht bereut haben, die Band sorgte für jede Menge
Spass, auch wenn sie, wie schon beim letzten Auftritt im Kofmehl keine Krieger
auf der Bühne hatten. Ach ja, mit Ausnahme eines Songs war die Setlist mit der
des letzten Jahres identisch, hier hätte etwas Abwechslung nicht geschadet.
Setlist:
«Chain Of The Golden Horn» - «Hammer Of The Gods» - «Across The Sea» -
«Serpents And Dragons» - «Edge Of Steel» - «Who Wants To Live Forever» - «Sign
Of The Dragonhead» - «Realm Of Dark Waves» - «My Destiny» - «Swords In Rock» -
«Hell To The Heavens» - «Farewell Proud Men» - «Forged By Fire»
Verderbnis
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