Keine
Ahnung, wer diese Tour geplant hat, aber dem Mann oder der Frau gehört ein
Orden verliehen. Drei Bands, die unterschiedliche Genres bedienen und trotzdem
wie eine Eins zusammenpassen. Respekt für dieses Gespür! Neben dem Headliner
Thundermother waren mit Cobra Spell und Vulvarine zwei Bands dabei, welche
einen grossen Anteil an einem fantastischen Konzertabend hatten. Mit Ausnahme
von Adri Funérailles (Gitarrist bei Cobra Spell), standen heute nur Frauen auf
der Bühne, welche allesamt mit Fan-Nähe, Authentizität und ihrer Leidenschaft
für die Musik glänzten. Nun ist der Sonntagabend nicht der beliebteste Tag für
Konzerte, deshalb sind die rund 600 Fans durchaus als schöner Erfolg zu buchen
und ausserdem ein Zeichen, dass die Popularität von Thundermother wächst und
wächst. (rön)
Vulvarine
Der Auftakt war der Band aus Wien vorbehalten, welche mit einem brandaktuellen, neuen Album namens «Fast Lane» und einigen Überraschungen punkten konnten. Hinter dem Drumkit formten zwei Neonröhren ein V, der Mikroständer wurde mit einem Black Sabbath Schal und zwei Schädeln dekoriert, und auch das Backdrop machte etwas her. Optisch erinnerten die Österreicherinnen an die frühen Achtziger und die Musik verströmte die Aura dieser Zeit ebenso. Wobei die Band nicht nur aus Mitgliedern unseres Nachbarlands besteht, denn Sängerin Suzy Q. kommt aus der Schweiz, genauer aus Buchs SG, wohnt aber mittlerweile in Wien. Den Sound der vier Ladys zu beschreiben, ist gar nicht so einfach. Stellt Euch eine punkigere Version der Runaways vor, das kommt dem Ganzen wohl am nächsten.
Die grösste Überraschung bestand wohl in der Wahl des Covers, welche in der Mitte des Sets für erstaunte Gesichter sorgte. Es ist schon mutig dem Modern Talking Chartbreaker «Cheri Cheri Lady» ein rockiges Gewand anzuziehen. Was soll ich sagen? Das kann auch böse nach hinten losgehen, aber zur Verwunderung vieler Besucher haben Vulvarine dem (sorry) furchtbaren Hit neues Leben eingehaucht. Ansonsten bestach die Band durch die angenehme Stimmfarbe von Suzy, welche mit einem Tamburin auch akustische Akzente setzte und einer ansteckenden Spielfreude auftrumpfte. Der Andrang am Merchandise Stand war unmittelbar nach dem Konzert auf jeden Fall die Belohnung für einen starken Auftritt. (rön)
Setliste: «The Drugs, The Love And The Pain» - «Good
Time» - «Not Afraid?» - «Fool» - «Cheri Cheri Lady (Cover Modern Talking)» -
«White Pricks» - «Heads Held High» - «Rock Bottom»
Cobra
Spell
Diese Truppe ist das Baby von Sonja Anubis, welche die Band nach ihrem Ausstieg bei Burning Witches gegründet hat. Mittlerweile lebt die Gitarristin in Barcelona, weshalb der Rest der Band aus Spanien stammt. Das Debüt-Album «666», welches 2023 das Licht der Welt erblickte, fand ich ganz gut, aber der erhoffte Knaller war es nicht. Nach diesem Live-Auftritt werde ich mich allerdings noch einmal genauer mit dem Werk beschäftigen, denn Cobra Spell haben mächtig Eindruck hinterlassen. Waren bei Vulvarine noch Jeans Trumpf, dominierten nun Lack, Leder und Nieten die Szenerie. Die Kobra war auch die härteste Band des Abends und donnerte ihre Mischung aus Heavy Metal und Hard Rock mit Schmackes in das Publikum und liess sich auch von einer Mikrofon-Panne beim zweiten Song nicht irritieren.
Auf der Bühne wurde mächtig Action geboten, die Band war dauernd in Bewegung und konnte das eher ruhige (weil geniessende) Publikum schlussendlich dazu bringen, vor «Warrior From Hell» in die Knie zu gehen, um dann zusammen auf einmal hochzuspringen. Frontfrau Kris Vega ist ein Glücksfall und überzeugte mit ihrer Power-Röhre nicht nur mich. Mit «Anthems Of The Venomous Hearts» haben Sonja und Co. eine neue EP am Start, welche durch den Song «Addicted To The Night» vertreten war. Zu diesem Song wurde auch ein Video gedreht. Ob allerdings am Schluss nur das Z7 zu sehen ist oder Bilder von verschiedenen Locations verwendet werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Auch Kollege Tinu war von den Darbietungen der beiden Bands angetan und ich denke, ich bin nun gespannt, was meine Konzert-Begleitung zum Headliner schreiben wird. Also Tinu, bitte übernehmen! (rön)
Setliste: «The Devil Inside Of Me» - «Satan Is A
Woman» - «S.E.X.» - «Love Crime» - «Poison Bite» - «Warrior From Hell» - «Addicted
To The Night»
Thundermother
Tja, mein lieber Sachverständiger und Qualitätsprüfer der IG Metal. Was soll ich deinem Bericht noch gross hinzufügen? Ich hätte es nicht besser schreiben können. Die Latte für die Donner-Muttis war somit hochgelegt, aber wer die Schwedinnen kennt, der weiss auch, dass sie sich die Butter nicht vom Brot stehlen lassen. Mir einer dezenten, aber geschickt gewählten Bühnen-Deko waren die Mädels immer in Bewegung und nutzen den Laufsteg vor dem Drum immer wieder, um von dort zu posen und Backing-Vocals zu singen. Hinter diesen Laufsteg thronte das Schlagzeug von Joan Massing, die mit einer unglaublichen Energie auf ihr Schlagzeug eindrosch und den Songs eine unwiderstehliche Dynamik verlieh. So ganz nebenbei hatte die Französin an diesem Abend Geburtstag und wurde nach ihrem Drum-Solo von allen Musikerinnen der Vorbands und ihren Bandmädels mit einer kleinen Geburtstagtorte überrascht. Dass die Fans dazu laut "Happy Birthday" sangen und Joan mit einem tief eingeatmeten und danach ausgeatmeten Luftstoss alle Kerzen ausblies, war die Körnung dieser feinen und liebenswerten Aktion.
Sängerin Linnéa Vikström war stetig in Bewegung, schnallte sich immer wieder die Gitarre um und animierte das Publikum mit ihrer unnachahmlichen Art zum Mitsingen und Mitklatschen. "Skol! How love it, to be back in Z7 and to see you in!" begrüsste Filippa Nässil das Publikum, um wenig später anzumerken, als Linnéa zu ihr sagte: "My dear Filippa, here we are again", "Linnéa, I remember that you cried last time". Was nach dem Geburtstags-Ständchen kurz mal allen ihr Pippi aus den Augen wischen liess, und die Gitarristin meinte: "We said no more tears. Z7, what happened?" Man merkte den Donner-Muttis an, dass sie nach den ersten Konzerten und dem darauffolgenden Album «Dirty & Devine» zu einer festen Einheit zusammengewachsen sind. Eine, die sich musikalisch stadiontauglicher präsentierte, was bedeutet, dass der heftige Heavy Rock einem kleinen Stück Hard Rock gewichen ist. Etwas, das den Mädels bestens zu Gesichte steht und gleichzeitig das, was die Ladys auf der Bühne nach Herzenslust zelebrieren.
"She is the mother and now she is mother", verkündete Linnéa und drückte Filippa herzlich auf der Bühne. Ja, die Gitarristin ist Thundermother seit eh und je und hatte auf dieser Tour tatsächlich ihre neugeborene Tochter mit dabei. Ob dies der Grund war, dass nicht mehr Filippa sich beim Gitarren-Solo ins Publikum begab, sondern die Sängerin, bleibt ein kleines Geheimnis. Der Fan-Nähe tat dies jedoch keinen Abbruch. Mit der Ansage "It's always Satarday night with Thundermother" liess Linnéa auch erkennen, dass der Party-Faktor noch immer versprüht wird, wenn die Band auf der Bühne steht. Dies nicht nur, wenn Bassistin Majsan Lindberg mit einer köstlichen Duck Walk Angus Young Parodie über die Bühne hoppelt. Majsan pumpte erneut ihre Bass-Parts mit einem bärenstarken Groove ins Z7 und liess dabei speziell «I Left My License In The Future» zu einem grandiosen Part der Show werden. Daneben waren es die zuerst akustisch vorgetragene Ballade «Sleep», der Power Rocker «I Don’t Know You», der Speeder «Take The Power», das D:A:D like «Dead Or Alive», das Anastasia-artige «Bright Eyes» und die alten Riff-Klassiker «Shoot To Kill», «Thunderous», «Whatever» sowie «Try With Love», welche das Konzert zu einem unvergesslichen Abend werden liessen.
Allein vom neuen Album wurden acht Nummern gespielt, und auch wenn der Melodic Hammer «Feeling Alright» fehlte, wurde mit dem mitreissenden «Speaking Of The Devil» (was für ein Mörder-Refrain vorgetragen von allen Mädels) alles richtig gemacht. Dass die Damen stimmlich auf der Höhe sind, bewies «Can't Put Out The Fire» bei dem sich Majsan, Filippa und Linnéa bei den Strophen am Gesang abwechselten. Das Thin Lizzy Cover «Don't Believe A Word» war ein weiterer Höhepunkt, und so beendete «Driving In Style» gewohntermassen den Konzertabend. Wer allerdings nicht gleich die Fahrt nach Hause unter die Räder nahm, kam noch in den Genuss einer Autogramm-Stunde. Alles was den Mädels unter die Nase gehalten wurde, signierten die Ladys und standen für Fotos noch minutenlang zur Verfügung. Thundermother haben den nächsten Schritt getan, um zu einer der grössten Rock Bands dieses Universums zu werden. Sind wir also gespannt, wohin sie ihr Weg noch führen wird. (tin)
Setliste: «Can You Feel It» - «Loud And Free» - «The
Road Is Ours» - «So Close» - «Bright Eyes» - «Take The Power» - «Dead Or Alive»
- «I Left My License In The Future» - «I Don’t Know You» - «Sleep (Acoustic)» -
«Drum Solo Joan Massing» - «Dog From Hell» - «Can't Put Out The Fire» - «Whatever»
- «Shoot To Kill» - «Don't Believe A Word (Thin Lizzy Cover)» - «Try With Love»
- «Thunderous» -- «Hellevator» - «Speaking Of The Devil» - «Driving In Style»
Vulvarine
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