1. Resistance
Mit Odium schlagen Morgoth – die wohl bekannteste deutsche Death-Metal-Band der frühen 90er – eine radikale Kurskorrektur ein. Nach dem klassisch-deathmetallischen Debüt Cursed (1991) wendet sich die Band auf ihrem zweiten Album verstärkt einem düsteren, mechanisch wirkenden Sound zu. Die Veränderung mag damals viele überrascht haben – heute gilt Odium als mutiger und unterschätzter Meilenstein im europäischen Extremmetal. Die Gitarren klingen kälter, kantiger, technischer. Der rohe Florida-Sound des Debüts ist Industrial-ähnlichen, thrashigen Riffkaskaden gewichen. Dazu kommt ein klinischer, fast steriler Sound – die Produktion ist glasklar, ohne überproduziert zu wirken. Die Songs sind länger, komplexer strukturiert, mit repetitiven, hypnotischen Riffmustern und einem höllisch präzisen Schlagzeug. Marc Grewes Gesang ist noch immer rau und aggressiv, aber zurückhaltender, teils fast mechanisch – passend zum Gesamtbild der Platte: dystopisch, distanziert, entfremdet. Odium ist ein kalter, präziser, kompromissloser Brocken – und vielleicht das ambitionierteste Werk der Band. Zwischen Death, Thrash und Industrial verortet, zeigt das Album, wie extrem Musik auch auf intellektueller Ebene wirken kann. Wer sich darauf einlässt, entdeckt ein düsteres, futuristisches Klangbild, das bis heute fasziniert.
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